otteskater   Der junge Mann lächelte, lächelte in einer Weise, die schon beinahe übertrieben war. (Zu dieser Stunde wurde der tote Kater von der schmutzigen Strömung der Kloake irgendwo hinausgeschwemmt — aufs offene Land. Oder aber... war es nicht möglich, daß der Kadaver in der Grube hängengeblieben war? Und wenn man bei ihm Haussuchung hielt?)

Von Zweifeln gepeinigt, erhob sich Imbriani, verließ das Café und machte sich auf den Heimweg. Die Beine zitterten ihm. Auf dem Platz angelangt, sah er, wie die königliche Wache damit beschäftigt war, Balken und Stützen zu einer Art Podium zusammenzufügen. Er hielt einen gerade Vorbeigehenden an und fragte, was dies zu bedeuten habe.

Der andere antwortete: »Ein Kater ist umgebracht worden. Und jetzt wird der Galgen aufgerichtet, an dem man den Mörder hängen wird.«

»Aber hat man ihn denn verhaftet, den Mörder?«

»Noch nicht, aber man weiß, wer es ist. Wahrscheinlich wird man ihn heute abend festnehmen.«

»Ja, war denn das ein so kostbarer Kater?« stammelte der Alte mit klopfendem Herzen.

»Alle Kater sind kostbar«, erwiderte der Unbekannte. Imbriani fühlte sich höchst unbehaglich. Dennoch versuchte er zu scherzen: »Tatsächlich? Er wird doch nicht dem König gehören, dieser Kater?«

»Natürlich«, gab der andere sehr ernsthaft zurück. »Alle Kater gehören dem König.«

Der Alte setzte seinen Weg fort. Und mit einemmal gelangte er an einen anderen Platz, wo Mönche in schwarzen Gewändern und Kapuzen Holz zusammentrugen. Imbriani fragte einen Vorübergehenden, was das zu bedeuten habe.

Der Vorübergehende sagte: »Ein Kater ist umgebracht worden. Und jetzt bereitet man den Holzstoß, auf dem der Mörder verbrannt werden wird.«

»Guter Gott!« rief Imbriani mit dem wenigen Atem, der ihm noch verblieb. »Das muß aber ein ungeheuer kostbarer Kater gewesen sein! Wer war denn nur sein Herr? Wissen Sie das?«

»Sicher weiß ich das. Sein Herr war Gott.«

»Ein Kater Gottes? Wie ist denn das möglich?«

»Alle Kater sind Gottes«, sagte der Fremde und hob mahnend den Finger.

Imbriani blickte nach seiner Villa am entfernten Ende der Straße. Vor dem Gartengitter standen die Gendarmen und erwarteten ihn.   - Dino Buzzati, Die Maschine des Aldo Christofari. Frankfurt am Main 1985