Gottesbegegnung   Gott kam von der anderen Seite. Auch er zu Fuß. Heller wehte der Wind auf der Brücke, die Paasch nun erreicht hatte, unter sich den Hohlraum und die weiten, vom breiten Strich des Kanals gezeichneten Flächen.

Guten Morgen, sagte Gott, der auf der Brücke wartete. Er lehnte an der rauhen sandsteinernen Balustrade, sein großer Schlapphut, der spitz aufragte, ließ die Leere über dem Elsterflutbecken unendlich werden. Gott hatte einen Bart, das schien selbstverständlich, eine schwarze hochgeknöpfte Jacke mit Rockschößen, Augen, wie man sie irgendwo schon gesehen hatte, dennoch rätselhaft. An warmen Tagen trug er den Hut in der Hand.

Guten Tag, sagte auch Paasch, der Gott kannte sowie seine näheren Umstände. Machst du Sonntag? Oder bist du ihnen ausgerückt?

An Sonntagen hatte Gott Ausgang. Ihm an Wochentagen zu begegnen, war ungewöhnlich, nicht in der Ordnung, schon gar nicht in der Anstaltsordnung. Paasch hielt Ausschau nach vorbeifahrenden Fahrzeugen, in denen man die Späher vielleicht schon ausgeschickt hätte. Doch der Alte war sorglos, nur bekümmert. Kümmernis gehörte zu seinem Gesicht. Auf Fragen gab er nichts.

Ich bin Gott, sagte er.

Das weiß man, sagte Paasch begütigend. Jeder weiß das. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Wir trinken was. Bier? fragte Gott und lüftete den Rembrandt-Hut.   - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig 1993 (zuerst 1975)

Götter Begegnung

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