Goldsucher  Wenn ihre Führer bei uns über Land reisen wollen, so setzen sie sich auf die Pferde. Aber sie haben nicht viele Pferde. So lassen sie sich von unsern armen Menschen tragen. Und weil diese bei den langen Reisen ermüden, haben sie sechs oder acht unserer Menschen zum Auswechseln in ihrem Gefolge. Jeder ist hoch beladen. Man führt sie an einer Kette. Die Last ist aber oft sehr schwer und die Hitze groß, die Berge steigen. Da sinken öfter unsere Leute hin und sterben. Und weil sie mit dem Halseisen in der Kette stecken, hängen sie da, und die Kette kann nicht weiter. Die weißen Aufseher aber wollen die Kette nicht öffnen. Da schneiden sie den Toten oder Sterbenden einfach die Hälse ab und werfen Rumpf und Kopf auf die Straße. Sie kommen auf unsere Dörfer und finden unsere Leute friedlich. Sie fragen nach Gold, und haben unsere Leute keins, so foltern sie sie. Manchmal aber sind die Leute schon vorher geflohen, weil sie sahen, daß sie kommen. Dann zünden die Weißen die Häuser an, vernichten die Vorräte, verwüsten die Felder, und unsere Leute sterben mit ihren Familien vor Hunger. Die Felder und die Bäume bei uns geben gute Frucht, das Meer gibt Fische, reich ist unser Boden und das Wasser. Aber die Weißen haben kein Verlangen, unsere Luft zu atmen, unsere Früchte und Fische zu essen. Sie berauschen sich, lärmen und suchen nach Gold. Sie achten sonst nichts. Sie rufen auch ihren eigenen großen Gott nur an, damit er ihnen Macht gibt, das Gold zu finden. Da sind nun, als wieder ihre Leute kamen, um in unserm Lande Gold zu erpressen, die Tumbos zusammengetreten, am Nievefluß, das Gebirge ist da, ein Felsen hängt über einem Abgrund, und alle Familien der Tumbos haben sich an einem Tag in den Abgrund geworfen. Ein Ort heißt Aconcaha, die Leute dort hatten schon lange kein Gold mehr, und fast alle ihre Einwohner taten Knechtsdienst am Meer und in den Bergwerken. Die Weißen aber schickten einen Beamten und wollten noch mehr Gold. Da liefen die Frauen in einen Nachbarort, man gab ihnen welches, sie schmolzen es, dann griffen sie den Beamten und gossen ihm das Gold in den Hals und ließen ihn liegen.   - Alfred Döblin, Amazonas-Trilogie. Bd.1, Land ohne Tod. München 1991
 
 

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