ötze
Götzen aller Völker und Zeiten, hölzerne, metallene, granitene, aus Federn und
Fellen zusammengestückte ziehen vorüber.
Die ältesten aus der Zeit vor der Sintflut haben Tangzotteln wie eine Mähne um sich hängen. Manche sind zu groß im Verhältnis zu ihren Füßen; beim Gehen krachen ihre Gelenke, bricht ihnen das Rückgrat. Anderen rinnt Sand durch das Loch in ihrem Bauch. Antonius und Hilarion schütteln sich vor Lachen. Götzen mit Hammelnasen torkeln auf krummen Beinen, klappen mit den Augen und lallen wie Stumme: »Ba! ba! ba!«
Je menschlicher sie werden, desto gereizter wird Antonius. Er schlägt und
tritt sie, stürzt sich auf sie. Sie werden grauenhaft - mit hohen Federhüschen,
Glotzaugen, Klauen und Haifischgebissen. Und vor diesen Göttern werden Menschen
auf Steinaltären geschlachtet, in Trögen zerstampft, von Wagen zermalmt, an
Bäume genagelt. Einer aus rotglühendem Eisen mit Stierhörnern verschlingt Kinder.
- (
vers
)
Götze (2) Merkt es euch wohl: der heidnische Kult in
Catai, in Mangi und auf der Insel ist überall derselbe. Die Götterbilder auf
der Insel und auch anderswo haben teils Rinderköpfe, teils Schweine-, Hunde-
oder Schafsköpfe oder sonst welche. Es gibt Götzen mit viergesichtigen Köpfen
und solche mit dreien, von denen einer an der richtigen Stelle ist, die übrigen
zwei auf je einer Schulter. Man sieht Bildnisse von Gottheiten mit vier Händen,
solche mit zehn und einige mit tausend Händen. Das sind die obersten Götter,
sie werden am höchsten verehrt. Wenn die Christen die
Heiden fragen, warum sie ihre Götter so verschieden darstellen, dann antworten
sie: »Die Vorfahren haben uns diese Bilder vererbt; wir hinterlassen sie unverändert
unsern Kindern und unsern späteren Nachfahren.« Die Taten dieser Götter sind
so mannigfaltig, ihre Werke derart teuflisch, daß ich in unserem Buche gar nicht
darauf eingehen will, die Abscheulichkeiten würden Christenohren beleidigen.
Wir wollen deshalb von etwas anderem reden. - (
polo
)
Götze (3)
Zuerst trat Moloch vor, befleckt mit
Blut |
- John Milton, Paradise lost. Nach (
eco
)
Götze (4) Als jemand ihn aufforderte, er möge zu dem,
wovon er hier rede, endlich selber Stellung beziehen, statt den Verantwortlichen,
um im Bilde zu bleiben, am Zeug zu flicken, zitierte Z. Alexander Herzen:
»Ehrlichkeit und Unabhängigkeit
sind meine einzigen Götzen. Ich möchte weder unter die eine noch unter die andere
Fahne treten, die von irgendwelchen Parteien aufgepflanzt wird.« - Hans Magnus Enzensberger, Herrn Zetts Betrachtungen
oder Brosamen, die er fallen ließ, aufgelesen von seinen Zuhörern. Berlin 2014
Götze (5)
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