öttermilch
Herakles war ein Sohn des Zeus
und der Alkmene, Alkmene eine Enkelin des Perseus; der Stiefvater des Herakles
hieß Amphitryon: auch er war ein Enkel des Perseus und König von Tiryns, hatte
jedoch diese Stadt verlassen, um in Theben zu wohnen. Hera,
die Gemahlin des Zeus, haßte ihre Nebenbuhlerin Alkmene und gönnte ihr den Sohn
nicht, von dessen Zukunft Zeus den Göttern selbst Großes verkündet hatte. Als
daher Alkmene den Herakles geboren, glaubte sie ihn vor der Göttermutter in
dem Palaste nicht sicher und setzte ihn an einem Platze aus, der noch in späten
Zeiten das Heraklesfeld hieß. Hier wäre das Kind ohne Zweifel verschmachtet,
wenn nicht ein wunderbarer Zufall seine Feindin Hera selbst, von Athene
begleitet, des Weges geführt hätte. Athene betrachtete die schöne Gestalt des
Kindes mit Verwunderung, erbarmte sich sein und bewog die Begleiterin, dem Kleinen
ihre göttliche Brust zu reichen. Aber der Knabe sog
viel kräftiger an der Brust, als sein Alter erwarten ließ; Hera empfand Schmerzen
und warf das Kind unwillig zu Boden. Jetzt hob Athene dasselbe voll Mitleid
wieder auf, trug es in die nahe Stadt und brachte es der Königin Alkmene als
ein armes Findelkind, das sie aus Barmherzigkeit aufzuziehen
bat. So war die leibliche Mutter, aus Angst vor der Stiefmutter,
bereit gewesen, die Pflicht der natürlichen Liebe verleugnend, ihr Kind umkommen
zu lassen; und die Stiefmutter, die von natürlichem Hasse
gegen dasselbe erfüllt ist, muß, ohne es zu wissen, ihren Feind vom Tode erretten.
Ja noch mehr. Herakles hatte nur ein paar Züge an Heras Brust getan: aber die
wenigen Tropfen Göttermilch hatten genügt, ihm Unsterblichkeit
einzuflößen. - (sage)
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