lühwürmchen   Mit dem glimmenden Hinterende als Signal lockt Arachnocampa luminosa Beutetiere zu den Fangfäden. Zwei Warzen im Hinterleib nehmen die von der eingefangenen Beute verursachten Erschütterungen wahr; daraufhin krabbelt die Larve ein Stück weit an der richtigen »Leine« nach unten, wobei sie aber mit dem Hinterende zu zwei Dritteln im Nest bleibt, und zieht Faden und Opfer im Tempo von zwei Millimetern pro Sekunde nach oben.

Im Vergleich zu diesen komplizierten Verhältnissen in Anatomie und Verhalten der Larve verblaßt der übrige Lebenszyklus. Das Puppenstadium dauert knapp zwei Wochen und läßt bereits eine deutliche Größenabnahme erkennen (15 bis 18 Millimeter bei Weibchen, 12 bis 14 bei Männchen). Die geringere Körpergröße und Lebensdauer der Imago habe ich bereits erwähnt. Auch das Verhalten des fertig ausgereiften Insekts bietet kaum Vielfalt oder Komplexität. Die erwachsene Fliege hat keinen Mund und frißt überhaupt nicht. Man übertreibt wohl nicht sehr, wenn man behauptet, daß sie während ihres kurzen Lebens nur eine zweckgebundene Paarungsund Eierlegemaschine ist. An einer weiblichen Puppe sammeln sich bis zu drei Männchen, die auf das Ausschlüpfen warten. Sie machen sich die besten Stellungen streitig und kämpfen, wenn die weibliche Fliege nach und nach aus ihrer Umhüllung hervorbricht. Sobald die Spitze ihres Hinterleibs auftaucht, beginnen die Männchen (falls welche vorhanden sind) mit der Paarung. Das Weibchen ist also oft schon befruchtet, bevor es sich ganz aus der Puppe befreit hat. Anschließend lebt das Weibchen vielfach nur einen Tag (und höchstens drei Tage), und in dieser Zeit tut es kaum etwas anderes als einen geeigneten Platz für die etwa 100 bis 300 Eier zu finden, die nacheinander in Klumpen von 40 bis 50 Stück abgelegt werden. Die Männchen leben einen Tag länger (also bis zu vier Tagen); wenn sie Glück haben, finden sie ein zweites Weibchen, bei dem sie noch einmal für Nachwuchs sorgen.

Noch eine letzte, grausame Ironie macht deutlich, welche beherrschende Stellung das Larvenstadium im Lebenszyklus von A. luminosa einnimmt: Der mordlustige Glühwurm frißt alles, was seine Fangfäden berührt. Die viel kleineren Imagines fliegen oft dagegen und enden als Mahlzeit für ihre eigenen Kinder. - Stephen Jay Gould: Bravo, Brontosaurus. Die verschlungenen Wege der Naturgeschichte. Hamburg 1994

Glühwürmchen  (2)   Während des Tages sind sie prosaisch und unscheinbar. Nachts aber verwandeln sie sich in phantastische Fackelträger. Dann leuchtet ihr grünlich-kaltes Licht, oder es blinkt, je nach dem Geschlecht, der Art und den Bedingungen der Umwelt. Erscheint Ihnen das nicht faszinierend? Versuchen Sie jetzt, sich die Szene vorzustellen. Das männliche Glühwürmchen fühlt sich allein. Es blinkt seine Liebesbotschaft, und zwei Sekunden später antwortet ihm das Weibchen. Wie eine Uhr. Auch sie verlangt es nach Gesellschaft. Sind die Anträge ihr wirklich willkommen, stellt sie die Antwort weder vor noch zurück. Wer wagt da noch zu behaupten, die armen Glühwürmchen hätten keine Probleme mit der Einsamkeit? Wäre dem nicht so, würden sie sich dann die Mühe machen, so viele Leuchtbotschaften miteinander auszutauschen? Das Traurige ist, Bautista, daß das Liebesgefunkel dieser Insekten sichere Ursache ihres Verderbens sein kann. Ringsherum um die Geliebte lauern kaltblütige Ungeheuer. Da ist zum Beispiel der Frosch, der Feind der Glühwürmchen. Er verschlingt sie zu Hunderten, und in warmen Sommernächten kann man ihn danach am Ufer des Tümpels leuchten sehen. Licht und Schönheit seiner Opfer überleben im Magen dieses Kretins. - (marq)

Glühwürmchen  (3)

Glühwürmchen  (4) Wenn die lange Regenzeit vorüber ist und in denl ersten Wochen des Juni die Nächte kälter werden, fliegen hier im Hochland in den Wäldern die Glühwürmchen.

Eines Abends sieht man zwei oder drei wie abenteuernde Sterne vereinzelt in der klaren Luft auf und nieder steigen, als tanzten sie auf Wellen oder als verneigten sie sich. Im Rhythmus der Bewegung blinken und verlöschen ihre winzigen Lämpchen. Man kann die Tierchen fangen und auf der flachen Hand aufleuchten lassen; sie geben einen seltsamen Schein, eine geheimnisvolle Botschaft von sich, in einem kleinen Umkreis wird die Haut matt grünlich erhellt. In der nächsten Nacht schweben in den Wäldern Hunderte und aber Hunderte.

Aus irgendeinem Grunde halten sie sich beständig in der gleichen Höhe, vier bis fünf Fuß über dem Boden. Unwillkürlich sieht man im Geiste Scharen von halbwüchsigen Kindern mit Lichterchen durch den Wald huschen, mit Stäbchen, die in magisches Feuer getaucht sind, sie hüpfen auf und nieder und haschen sich und schwingen lustig ihre winzigen, matten Fackeln. Die Wälder sind voll von wildem, ausgelassenem Leben, und doch ist alles totenstill.  - (blix2)

 

Wurm

 

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