Flückszahl  Zum ersten Mal hatte jemand auf die Sieben gesetzt, und die Sieben hatte sofort gewonnen!

Noch hatte keiner seine Fassung wiedergefunden, als der Kassierer auch schon mit seinem Rechen einen gewaltigen Haufen Goldes, das Fünfunddreisslgfache des Einsatzes, über den Tisch schob.

Wer würde denn diese Riesensumme einstecken?

Alle Augen richteten sich gespannt auf die Stelle, wo die Goldstücke lagen; das Staunen wurde immer grösser: es entstand ein leichtes Geschubse, und dann sah man nacheinander zwei Hände nach dem Goldberg greifen, zu dem sich merkwürdigerweise mehrere Personen vorbeugten.

Würden etwa zwei Spieler einander den Besitz streitig machen?

Die Bewegung hatte kaum eine Sekunde gedauert.

Juve und Fandor hatten es miterlebt, doch schon drang ein doppelter Entsetzensschrei aus ihren Kehlen, der kurz darauf von allen Zeugen des unglaublichen Vorgangs wiederholt wurde. Alles war blitzschnell gegangen, aber des Rätsels Lösung würde vielleicht eine Ewigkeit auf sich warten lassen.

Was passiert war, war folgendes:

Eine erste, ganz weisse Hand, die anscheinend aus einem schwarzen Umhang hervorkam, hatte die Goldstücke mit Beschlag belegt, doch hatte sich gleichzeitig eine andere Hand auf die erste gelegt.

Von der anderen Hand wusste man sofort, woher sie kam: es war die Hand des Kümmelblättlers Mario Isolino. Juve und Fandor war es klar, dass der Italiener der Spielleidenschaft nicht hatte widerstehen können und, entgegen den präzisen Anweisungen des Polizisten, sich hatte hinreissen lassen, doch zu spielen ...

Und da geschah eben-das Rätselhafte.

Von dem Umhang, der wahrscheinlich den Arm verhüllte, an dessen Ende sich die weisse Hand befand, war nichts mehr zu sehen.

Doch Mario Isolino hatte einen Entsetzensschrei ausgestossen und seine Hand hochgerissen, als ob sie mit etwas Widerlichem in Berührung gekommen wäre ...

Was man aber jetzt sah, und was alle mit verstörten Augen anstarrten, während einige Frauen in Ohnmacht fielen und ein allgemeines Durcheinander den Spielverlauf störte, ja, was man oben auf dem Haufen Goldstücke liegen sah, war eine ganz weisse Hand, aber eine Hand, die am Handgelenk abgeschnitten war, eine einzelne Hand ohne Arm, eine Totenhand!

   - Pierre Souvestre & Marcel Allain: Fantômas: Mord in Monte Carlo. Berlin 1986 (zuerst 1911)

 

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