lückspilz   Von sieben Geschwistern blieb er allein am Leben, aber mit knapper Not; eine anfällige Kindheit öffnete seinen Geist für die Reize des Studiums und der Bücher. Seine Mutter starb; aber ihren Platz nahm eine zärtliche Tante ein, unter deren Obhut er aus den gefährlichen Entwicklungsjahren in ein kräftiges Mannesalter hineinwuchs. Seine Streiche in Oxford bewahrten ihn davor, beamteter Professor zu werden. Seine Verbannung nach Lausanne, die ihm zur Beherrschung der französischen Sprache verhalf, machte ihn mit europäischer Kultur vertraut und setzte ihn zugleich instand, die Fundamente seiner Gelehrsamkeit zu legen. Sein Vater heiratete wieder; aber seine Stiefmutter blieb kinderlos und wurde eine seiner liebsten Freundinnen. Er verliebte sich; aber die Ehe kam nicht zustande, und er entrann dem zweifelhaften Vergnügen eines häuslichen Lebens mit der künftigen Madame Necker. Während er auf dem Kontinent reiste, war es eine Zeitlan ungewiß, ob die Mittel oder die Freigebigkeit sein Vaters groß genug sein würden, ihn über die Alpen nach Italien zu senden. Sein Schicksal stand auf Messers Schneide; aber schließlich stellte sein Vater die erforderlichen fünfhundert Pfund zur Verfügung, und im Herbst 1764 sah Rom seinen Historiker. Sein Vater starb gerade im rechten Augenblick und hinterließ ihm gerade das rechte Vermögen. Im Alter von dreiunddreißig Jahren war Gibbon Herr seiner Entschlüsse und eines Einkommens, das ihm ermöglichte, als englischer Edelmann bequem und geschmackvoll zu leben. Zehn Jahre verbrachte er in London als Mitglied des Parlaments, Inhaber einer kleinen Staatsstellung und auf zahllosen Gesellschaften; in diesen zehn Jahren schrieb er die ersten drei Bände seiner Geschichte Roms. Dann verlor er sein Amt, gelangte zu keinem andern und kehrte, da er sein Einkommen seinen Ausgaben nicht angemessen fand, nach Lausanne zurück, wo er Wohnung im Hause eines Freundes nahm, das auf den Genfer See blickte. Dies war der letzte Schritt auf seiner Laufbahn und ein ebenso glücklicher wie alle früheren. In Lausanne war er wieder reich; er war berühmt, er erfreute sich eines reizvollen Wechsels von Einsamkeit und Geselligkeit. Ehe die nächsten zehn Jahre herum waren, hatte er sein riesenhaftes Geschichtswerk beendet; sein Geschäft auf dieser Welt war gelassen, würdig und in unangefochtener Zufriedenheit vollbracht.  - Lytton Strachey: Das Leben, ein Irrtum. Acht Exzentriker. Berlin 1999

Glückspilz (2) Lakshmi, die Göttin des Glücks, suchte sich einen armen, betrübten, dürren Menschen aus, schenkte ihm einen Ziegel reinen Goldes und sprach zu ihm: »Geh nach Hause, verkaufe das Gold und kaufe dir dafür Geschmeide und anderes, wonach dein Herz begehrt, und wenn du dich damit geschmückt hast, so komm wieder hierher und zeige, was ich alles vermag.«

»Wie du befiehlst!« sagte der Mann, ging nach Hause und versteckte den Ziegel. Eine Nachbarin aber entdeckte denselben, stahl ihn und trug ihn in ihr Haus. - Indische Märchen. Hg. und Übs. Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Glückspilze (3)

- N. N.

Glückspilze (4)  

Glückspilz (5, kleiner)  Der Mann hat das Unglück überall Glück zu haben, -wo die größten Männer der Welt Unglück hatten, und das empört uns und macht ihn verhaßt. Wir sehen in ihm nur den Sieg der Dummheit über das Genie - Arthur Wellington triumphiert, wo Napoleon Bonaparte untergeht! Nie ward ein Maitn ironischer von Fortuna begünstigt, und es ist als ob sie seine öde Winzigkeit zur Schau geben wollte, indem sie ihn auf das Schild des Sieges emporhebt. Fortuna ist ein Weib, und nach Weiberart grollt sie vielleicht heimlich dem Manne, der Ihren ehemaligen Liebling stürzte, obgleich dessen Sturz ihr eigner Wiüe war. Jetzt, bei der Emanzipation der Katholiken, läßt sie ihn wieder siegen, und zwar in einem Kampfe, worin Georg Canning zugrunde ging. Man würde ihn vielleicht geliebt haben, wenn der elende Londonderry sein Vorgänger im Ministerium gewesen wäre; jetzt aber war er der Nachfolger des edlen Canning, des vielbeweinten, angebeteten, großen Canning - und er siegt wo Canning zugrunde ging. Ohne solches Unglück des Glücks würde Wellington vielleicht für einen großen Mann passieren, man würde ihn nicht hassen, nicht genau messen, wenigstens nicht mit dem heroischen Maßstabe, womit man einen Napoleon und einen Canning mißt, und man würde nicht entdeckt haben, wie klein er ist als Mensch.

Er ist ein kleiner Mensch, und noch weniger als klein. Die Franzosen haben von Polignac nichts Ärgeres sagen können, als: er sei ein Wellington ohne Ruhm. In der Tat, was bleibt übrig, wenn man einem Wellington die Feldmarschalluniform des Ruhmes auszieht?  - Heinrich Heine, Reisebilder: Englische Fragmente

 

Glück

 

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