Ein Dickbauch wandte mir den Rücken zu und war intensiv
mit einer Sache beschäftigt, die er zwischen den Knien hielt. Er flößte mir
Vertrauen ein, denn er hatte nur einen Kopf, zwei Ohren und zwei Arme. Also
fragte ich ihn höflich: - Entschuldigen Sie bitte, aber wenn ich mich nicht
irre, dann genießen die Herren dieses Planeten den Vorzug, die maximale
Stufe der Entwicklung erreicht zu ha ... — Die Worte erstarben mir auf den
Lippen. Mein Gegenüber war weder zusammengezuckt, noch schien er ein einziges
meiner Worte gehört zu haben, so sehr war er mit seinem eigenen Gesicht
beschäftigt, das sich auf unerfindliche Weise vom Rest des Kopfes gelöst hatte,
auf seinen Knien lag und leise seufzte, als er ihm hingebungsvoll in der Nase
bohrte. Für einen Augenblick verlor ich die Fassung, aber nur für einen Augenblick,
dann gewannen Neugier und Wissensdurst die Oberhand,
ich wollte endlich dahinterkommen, was auf diesem Planeten eigentlich vor sich
ging. Also rannte ich von einem Eingeborenen zum
anderen, sprach lautstark auf sie ein, ja schrie ihnen förmlich in die Ohren,
drohte und flehte, redete ihnen gut zu und versuchte mit allen Mitteln, sie
zur Kommunikation zu bewegen. Das Resultat war gleich
Null. In meinem Zorn packte ich den Nasenbohrer am Arm, zuckte aber sogleich
vor Entsetzen zurück, denn der Arm hatte sich aus dem Gelenk gelöst und hing
jetzt schlaff in meiner Hand. Den Nasenbohrer schien das nicht im geringsten
zu stören, er wühlte trage im Sand herum und zog einen anderen Arm hervor, der
von den hellrot gefärbten Fingernägeln abgesehen aussah wie der alte, pustete
ein, zwei Mal dagegen und befestigte ihn an seiner Schulter, wo er sogleich
wieder anwuchs. Neugierig beugte ich mich über den Arm, den ich gerade herausgerissen
hatte, der aber federte zurück und versetzte mir einen kräftigen Nasenstüber.
Mittlerweile ging die Sonne unter, so daß am Horizont nur noch zwei ihrer Ecken
sichtbar waren; es wurde kühler, die Bewohner des Planeten kratzten sich langsamer,
gähnten und gingen offensichtlich daran, sich auf die Nacht einzurichten: Dieser
schüttelte sein brillantenbesetztes Federbett aus, jener nahm Nase,
Ohren und Beine ab und legte sie
fein säuberlich in einer Reihe neben sich. - Stanislaw Lem, Altruizin. In: Phantastische Welten, Hg.
Franz
Rottensteiner. Frankfurt am Main 1984 (Phantastische Bibliothek 137)
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