Gletscher  Es tropft und rinnt - und zwar weltweit. Von Patagonien bis zum Tibet-Plateau nimmt das Gebirgseis rapide ab. "Die Gletscher in den Pyrenäen sind schon zu drei Vierteln verschwunden", erklärt Haeberli, der als Leiter des "World Glacier Monitoring Service" auf vier Kontinenten Gletschermessungen durchführt.

In den kanadischen Rocky Mountains wurde 1999 ein Indianer mit Umhang und Hut im Schneematsch entdeckt; er war 550 Jahre zuvor gestorben. Und in den Anden stieß ein Suchtrupp auf Fluggäste, die 1947 mit einem Jet der British South American Airways abgestürzt waren. Sie hatten Haut wie Pergamentpapier.

Am höchsten aber ist die Funddichte in den Alpen. Schon vor 50 000 Jahren zogen Urmenschen im Bärenpelz durch dieses Gebirge. Kimbern und Teutonen turnten durch die schroffen Gipfel, gefolgt von deutschen Kreuzrittern und später dem Geheimrat Goethe, der den Brenner in der Postkutsche bezwang.

Schrott und Abfall der Wanderer blieben liegen - und manchmal auch sie selbst. Mindestens zehn Leichen hat die diesjährige Sommerglut in den Hochgebirgen zwischen Frankreich und Österreich freigelegt. Mal war es ein Eishockeyspieler, der in den Stubaier Alpen umkam, mal ein rustikaler Niemand ohne Personalausweis, dessen Baumwollsocken ihn vage ins 19. Jahrhundert datieren.

Auch Elli M. aus Tübingen gehört zu den Opfern. Am 9. September 1956 war die junge Frau und Mutter einer kleinen Tochter bei Kaprun zur Kraxeltour gestartet. Mitte Juli fand ein Bergführer in 3100 Meter Höhe einen Hut, rote Stofffetzen, ein Steigeisen, dann Schuhe - und schließlich die Knochen der Verunfallten. Tochter Heidi, heute 49, übergab die konservierten Leichenreste der 26-jährigen Mutter der ewigen Ruhe. -  Spiegel 37/2003

 

Eis Gebirge

 

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