leiten   Die Hand zwischen die gespreizten Schenkel gedrückt. Ihre Hand dabei fest und sicher um sein Glied geschlossen. Und es ist diese Weichheit, die sich ausbreitet, es ist dieses hartgewordene Gefühl, das einfach da ist, nichts anderes. Hier ist sie. Hier ist er. Auf derselben Stelle wie vorher. Das genügt. Keine Widersprüche. Kein Reden mehr darüber, nichts als das, ein träges, sehr langsames Sichverschieben von etwas weich Angeschwollenem ganz dicht unter der Haut überall am ganzen Körper, spürbar beim langsamen Darübergleiten der Hand, der Hände, der Finger, ihrer Zungen, ein lappiges Beiseiterutschen von Brüsten, ein weiches Sichausdehnen des behaarten Flecks unten zwischen den Beinen, das Gleiten, das Gleiten, Weggleiten von was irgendwohin zerstäubt in der Dunkelheit um sie herum. - (brink)

Gleiten  (2)   Einmal hatte C. einen bösen Traum gehabt, er wußte nicht mehr, wann und wo er ihn geträumt hatte: sein Körper war ihm verlorengegangen... jedenfalls hatte er sich in eine Masse verwandelt, die ihm im Augenblick absolut unannehmbar erschien. Es war etwas Schmieriges, glattglänzend, braun, exkrementös, und er hatte die ganze Zeit nach einem zutreffenden Ausdruck dafür gesucht. Gerüche hatte er nicht wahrgenommen, aber sie waren in den Wörtern, die er benutzte, der gesamte Traum war erfüllt vom bitteren Geschmack unflätiger Wörter, die er glaubte wiederholen und wiederholen zu müssen, nicht nur, weil er sie augenblicklich vergaß, sondern auch, weil er alle öffentlichen und konformen Sprachregelungen damit zuschütten mußte. Er war durch Gänge gekrochen, vielleicht auch nur durch einen einzigen geradlinigen Gang, sehr niedrig, und doch hatte er sich ungehindert vorwärts bewegt ... vielmehr war er bewegt worden, es war ein Voranwälzen, Gleiten, Rutschen auf einer schiefen Ebene - ein Begriff aus dem Bergbau, wie er von früher wußte -, auf der Schräge eines immer tiefer in die Erde sich ziehenden Gangs, eines quadratischen Kanals, etwa ein oder anderthalb Meter im Geviert. Es war Licht, glitzernd, und die Wände waren verschliffen und undeutlich, sie schienen aus einer losen, schleimigen Substanz zu bestehen, die immer weiter mitrutschte, er war ein Teil dieser Substanz, braun bis schwarz, und wie ein Chamäleon glich er sich allen Farbübergängen der Wände an, während er unaufhaltsam weiter glitt, oder weiter getrieben wurde. - Anfangs noch hatten ihn die Wörter entsetzt, die in seiner Kehle waren, aber dann normalisierten sie sich ihm, schließlich intonierte er sie rhythmisch, und bald klangen sie wie das Hacken auf einer Schreibmaschine: Ex-kre-men-te-Ex-kre-men-te-Ex-kre-ment ... Wörter wie Scheiße, Dreck, Mist erschienen ihm harmlos und unzutreffend, allein die beiden altmodischen Bezeichnungen Exkrement und Kot sagten das Ganze. Und in dem Traum fuhr er mit der Suada fort und bewegte die Wörter nach dem Aufwachen noch weiter: Um mich der Kot... ich bin Exkrement... Deckname Kot... Deckname Exkrement... - Widerstandslos glitten die Wörter aus ihm hervor, als bestünden sie aus dem Stoff, den sie benannten.  - (ich)

Gleiten  (3)  Ich fühlte mich gleiten wie auf einem ausgespannten Faden, dessen Länge unendlich war. Die Erde, die von farbigen Adern geschmolzenen Metalls durchzogen war, wie ich es schon gesehen hatte, erhellte sich nach und nach durch das Aufglühen des zentralen Feuers, dessen Weiße mit den kirschroten Tönen verschmolz, die die Seiten des Innern Kreises färbten. Ich wunderte mich, zeitweilig großen Wasserpfützen zu begegnen, die wie Wolken in der Luft hingen und die dennoch eine solche Dichtigkeit aufwiesen, daß man Flocken davon loslösen konnte; aber es ist klar, daß es sich da um eine von dem irdischen Wasser verschiedene Flüssigkeit handelte, die ohne Zweifel die Verdunstung dessen war, was für die Welt der Geister das Meer und die Flüsse darstellte. - Gérard de Nerval, Aurelia. Frankfurt am Main 1961 (EC 42, zuerst 1855)
 
Gleitbewegung
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