JHesus sprach / Hebt den stein abe. Spricht zu jm Martha / die Schwester des Verstorben / HErr / er stinckt schon / denn er ist vier tage gelegen. Jhesus spricht zu jr / Hab ich dir nicht gesagt / So du gleuben würdest / du soltest die herrligkeit Gottes sehen. Da huben sie den stein ab / da der Verstorbene lag. Jhesus aber hub seine Augen empor / vnd sprach / VATER / ICH DANCKE DIR / DAS DU MICH ERHÖRET HAST. DOCH ICH WEIS / DAS DU MICH ALLEZEIT HÖREST / SONDERN VMB DES VOLCKS WILLEN / DAS VMB HER STEHET / SAGE ICHS / DAS SIE GLEUBEN / DU HABEST MICH GESAND.
DA er das gesagt hatte / rieft er mit lauter stimme / Lazare kom her
aus. Vnd der Verstorbene kam her aus / gebunden mit Grabtücher an füssen
vnd henden / vnd sein angesicht verhüllet mit einem
Schweistuch. Jhesus spricht zu jnen / Löset jn auff / vnd lasset jn gehen.
Viel nu der Jüden / die zu Maria kommen waren / vnd sahen was Jhesus thet
/ gleubten an jn. - Evangelist Johannes, nach
lut
Er kam bei Nacht zurück, und als die Dorfleute morgens erwachten, sahen sie ein Etwas, das einem Mann glich und doch keinem Mann, und es saß auf dem Hügel, mit abgewinkelten Ellenbogen, und verhielt sich ganz still. Und vor ihm kauerte Ith am Boden, legte eilig Früchte und Fleisch hin und sprang dann zurück, als habe er Angst. Mittlerweile war der ganze Stamm zusammengelaufen und schaute zu, aber keiner wagte sich zu nah heran, weil sie sahen, wieviel Furcht sich in Iths Zügen widerspiegelte. Und Ith ging zu seiner Hütte und kehrte mit einem Jagdspeer und kostbaren kleinen Steinmessern zurück, und das alles legte er mit ausgestreckten Armen vor das reglose Wesen, das einem Menschen glich, und sprang wieder schnell zurück.
Und einige aus der Sippe befragten Ith über das reglose Ding, das einem Menschen glich, und Ith sagte: «Das ist Ged.» Darauf fragten sie: «Wer ist Ged?» und Ith sprach: «Ged schickt uns den Regen und die Ernte, und auch Sonne und Mond sind von Ged.»
Damit gingen die Leute in ihre Hütten, aber im Laufe des Tages kamen ein paar wieder und sprachen zu Ith: «Ged ist nur wie wir; er hat Hände und Füße.» Doch Ith deutete auf Geds rechte Hand, die war nicht wie die linke, sondern glich einer Raubtierpranke, und Ith sagte: «Hieran mögt ihr erkennen, daß er nicht ist wie wir.»
Da sprachen sie: «Er ist wahrhaft Ged!» Nur Lod sagte: «Er redet weder, noch ißt er», doch Ith antwortete ihm: «Der Donner ist seine Stimme und Hungersnot seine Nahrung.»
Hierauf tat der Stamm es Ith nach, und man brachte Ged kleine Gaben von Fleisch, die Ith vor ihm briet, auf daß Ged den Bratendunst riechen möge.
Eines Tages brauste ein gewaltiger Gewittersturm von fern heran und tobte zwischen den Hügeln, und all die Stammesleute versteckten sich in ihren Hütten. Und Ith erschien furchtlos inmitten des Dorfes. Er sagte zwar wenig, aber die Leute dachten, er habe das böse Unwetter schon erwartet, weil das Fleisch, das sie Ged dargebracht hatten, zäh und auch sonst nicht vom Besten gewesen war.
Und Ged wurden nach und nach größere Ehren von den Stammesleuten zuteil als selbst Lod. Und Lod ärgerte sich sehr.
Eines Nachts, als alles schlief, stand Lod auf. beschwichtigte seinen Hund,
nahm sein Eisenschwert und ging hügelan. - Lord Dunsany, Schwert
und Idol. In: L.D.,
Das Land des Yann. Stuttgart 1983.
Die Bibliothek von Babel Bd. 8, Hg. Jorge Luis Borges
- (
mo
)
Glauben machen (4)
EINER AUS DEM VOLK: Wer mag der mächtig' Redner sein? EIN ANDERER: Einem dringt das Wort durch Mark und Bein. SATYROS: Habt eures Ursprungs vergessen, DAS VOLK: Weh uns! Weh! SATYROS: Da eure Väter neugeboren DAS VOLK: Weh! Weh! SATYROS: Selig, wer fühlen kann, DAS VOLK: Rohe Kastanien! O hätten wir's schon! SATYROS: Was hält euch zurücke DAS VOLK: Rohe Kastanien! Jupiters Sohn! SATYROS: Folgt mir, ihr Werten! DAS VOLK: Rohe Kastanien! Unser die Welt! |
- Goethe, Satyros oder Der vergötterte Waldteufel (1773)
Glauben
machen (5) Er schrieb Waschungen und einige nebensächliche,
willkürlich ausgewählte Übungen vor, wie es sie in allen Religionen der Welt
gibt, Übungen, die das Volk braucht, die aber den einigermaßen glaubensstarken
Menschen nicht weiter lästig fallen, so zum Beispiel bei den Muselmanen, zum
Pissen der Sonne den Rücken zu kehren, oder bei uns, das Skapulier zu tragen.
Er wollte eine Religion für die Menge machen, da er genau wußte, daß es nichts
Lächerlicheres gibt als eine Religion, die nicht für die Menge bestimmt ist.
Er predigte das Dogma des Fatalismus, das zu Kühnheit
und Todesverachtung auffordert, denn in den Augen des Fatalismus ist die Gefahr
stets gleich groß, ob man nun auf dem Schlachtfeld die Waffe in die Hand nimmt
oder ob man im Bett liegt. -
(
sop
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