Glasblick  Der böse Geist kam mit neuer Gewalt über ihn, er schoß wütend im Zimmer hin und her und ergoß eine Flut von Schimpfwörtern auf die arme Brille. Ich suchte inzwischen am Boden herum; ich hob ein paar Hemden auf, die blank, aber zerzaust umherlagen, und mein Blick fiel auf ein Mausloch in einem Bretterspalt; ich glaubte darin etwas schimmern zu sehen, strengte meine Augen an, die sich einer guten Sehkraft erfreuen, und die Entdeckung war gemacht; ich nahm den schwergeärgerten Mann leicht am Arm und deutete schweigend auf die Stelle. Er stierte hin, erkannte die vermißten Gläser und begann: »Sehen Sie recht hin! Bemerken Sie den Hohn, die teuflische Schadenfreude in diesem rein dämonischen Glasblick? Heraus mit dem ertappten Ungeheuer

Es war nicht leicht, die Brille aus dem Loch zu ziehen, die Mühe stand wirklich im Mißverhältnis zum Werte des Gegenstandes, endlich war es gelungen, er hielt sie in die Höhe, ließ sie von da fallen, rief mit feierlicher Stimme: »Todesurteil! Supplicium!« hob den Fuß und zertrat sie mit dem Absatz, daß das Glas in kleinen Splittern und Staub umher-flog.

»Ja, jetzt haben Sie aber keine Brille«, sagte ich nach einer Pause des Staunens.

»Wird sich finden, diese Teufelsbestie wenigstens hat ihre Strafe für jahrelange unbeschreibliche Bosheit. « - Friedrich Theodor Vischer, Auch Einer. Nach: Vom Geheimnis der alltäglichen Dinge. Hg. Johannes Werner. Frankfurt am Main 1998

Glas Blick

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