Glas  Sei es, dass die Nervenspannung des Supermannes ein zu sagenhaftes Potential erreichte, sei es, dass sie im Gegenteil abgenommen hatte, (vielleicht weil er im Begriff war, zu erwachen), und dass die Akkumulatoren durch sie sofort überladen worden waren, jetzt die Stärkeren wurden und nun von ihrem Zuviel abgaben, sei es aus einem völlig anderen Grund: die Platinkrone färbte sich weissglühend. In einem äussersten Grad schmerzhafter Anstrengungen sprengte Marcueil die Riemen, die seine Unterarme festhielten und führte die Hände an den Kopf; seine Krone — zweifellos durch einen Konstruktionsfehler, den William Elson Arthur Gough seitdem bitter vorwarf: — die Glasplatte war nicht stark genug oder zu leicht schmelzbar — seine Krone bog sich um und knickte dann in der Mitte ein.

Die Tropfen geschmolzenen Glases rannen wie Tränen über das Gesicht des Supermannes.

Mehrere explodierten laut, sobald sie den Boden berührten, nach der Art der batavischen Glastränen.

Man weiss, dass Glas, unter bestimmten Bedingungen verflüssigt und angefeuchtet — hier von der verdünnten Schwefelsäure der Kontaktschwämme — sich in explosive Tropfen zerlegt. Die drei versteckten Zuschauer sahen in allen Einzelheiten, wie sich die Krone umlegte und, zum weissglühenden Kauwerkzeug geworden, den Mann mit allen ihren Zähnen in die Schläfen biss. Marcueil schrie und sprang auf, zerriss dabei seine letzten Fesseln, riss die Elektroden aus, deren Gewinde hinter ihm brausten. Marcueil stürzte die Treppe hinab ... Die drei Männer begriffen, was an einem Hund bejammenswert tragisch sein kann, dem ein Topf an den Schwanz gebunden wurde.

Als sie auf die Freitreppe hinaustraten, sahen sie nur noch eine schmerzverzerrte Silhouette, die eben dieser Schmerz mit übermenschlicher Geschwindigkeit über die Avenue gejagt hatte; die sich mit eiserner Faust in das Gitter verkrallt hatte, in der einzigen Absicht, zu fliehen oder sich zu wehren, und die zwei der vierkantigen Gitterstäbe dieses gewaltigen Gitters verbogen hatte.

Im Vestibül sprangen inzwischen die gerissenen Leitungen umher, elektrisierten auf der Stelle einen herbeigeeilten Diener, und entzündeten eine Tapete, die, ohne Flamme, mit hinterhältiger Langsamkeit sich verzehrte, wobei sie aussah, als leckte sie sich ihre roten Lippen.

Und der Körper André Marcueils, ganz nackt und hier und da rot vergoldet, blieb um die Gitterstäbe gewunden, oder das Gitter um seinen Körper... Hier starb der Supermann, in Eisen verschlungen.  - Alfred Jarry, Der Supermann [Le Sûrmale]. Berlin 1969 (zuerst 1902)

 

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