impel   Beim Gimpel, bei dem die Gatten das ganze Jahr über verbunden bleiben, kann es vorkommen, daß das Männchen früher in die Mauser kommt als das Weibchen und einen Tiefstand sexueller und sozialer Ambitionen erreicht, während seine Gattin in beiden Hinsichten noch gut zuwege ist. In diesem, auch unter natürlichen Bedingungen leicht vorkommenden Falle sowie in dem selteneren, daß das Männchen aus pathologischen Gründen seine Vorrangstellung verliert, verkehrt sich die normale Richtung der Futterübergabe in ihr Gegenteil, und das Weibchen füttert nun den geschwächten Gatten. Dem vermenschlichenden Beobachter kommt es dann meist ungemein rührend vor, daß die Gattin so für den kränkelnden Mann sorgt, eine Interpretation, die nach dem bereits Gesagten falsch ist; sie hätte ihn schon vorher immer gerne gefüttert, wenn sie nicht durch seine Rangordnungs-Dominanz daran verhindert gewesen wäre.

Der soziale Vorrang der Weibchen beim Gimpel sowie bei den Hundeartigen ist somit sichtlich nur Schein, hervorgerufen durch die »ritterliche« Hemmung der Männer, ihre Weiber zu verhauen.  - Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression. München 1974 (zuerst 1963)

 

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