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Wie hat Gide sich derart vertun können? Ich fasse es nicht.
Der fragliche Satz paßt so wenig auf ihn! «Ungezwungenheit des Ausdrucks» -
dabei macht ihm das Schreiben solche Mühe, man merkt es bei ihm so deutlich,
und er bekundet soviel Neid auf alle, die ungezwungen schreiben - das hat er
mir mehr als einmal ungewollt zu erkennen gegeben. «Innere Freiheit» - dabei
ist er ständig in Gewissenskonflikte verstrickt, hat Angst vor der Sünde und
begeht keine Kühnheit, ohne sich sogleich darüber zerknirscht zu zeigen. Er
kennt meine Liebe zu Stendhal und hat in diesem Satz nicht ihn, sondern
sich selber wiedererkannt! Sagenhaft! Und dabei sehr komisch. Und die einschmeichelnde,
katzenhafte, schmiegsame Art, mich darauf anzusprechen und mir zu danken, mit
Bewegungen und einer Stimme, wie nur er sie hat. Eine hübsche Szene aus dem
literarischen Leben. - (
leau
)