Gewühl  Es war dampfig und warm auf der Straße. Gewühl herrschte, gegenüber streckte sich eine Kaufhalle, ein gläsern glattes, in seiner Fahlheit wie aufgeblasenes Gebäude, das unten weit geöffnet war; es glich einem trockenen Bauch, vollgestopft mit Kleidern. Überm Eingang wölbte sich ein Dach aus gerippten Glasröhren, die fleischfarben leuchteten. Dazwischen lag die Straße, die verwischt schien von Mehl oder Staub, den ein träger Wind von weither gebracht hatte. Kantige Bauwerke stuften sich empor, und neben einem rostbraunen, noch rauhen, unverputzten Turm, der schräge Fenster hatte, schwenkte ein Baukran seinen Ichthyosaurierhals. Gesichter schoben sich vorbei: ein großer Mann schwang die Hüften, den Fischmund vorgestreckt und unter der Brille schwärzlich umnistete Augen. Ein junger Mensch zeigte ein starres Gesicht, und die Frauen mit Handtaschen waren unerlöst, zerknüllt von Sorgen oder schwammig von Gleichgültigkeit.  - Hermann Lenz, Spiegelhütte. Frankfurt am Main 1999 (zuerst 1962)

Gewühl (2)

- Pablo Picasso

Gewühl (3)

- Monica Cook

Gewühl (4)

- Pierre Molinier

 

Straßenleben Durcheinander

 

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