ewühl Es
war dampfig und warm auf der Straße. Gewühl herrschte, gegenüber streckte sich
eine Kaufhalle, ein gläsern glattes, in seiner Fahlheit wie aufgeblasenes Gebäude,
das unten weit geöffnet war; es glich einem trockenen Bauch, vollgestopft mit
Kleidern. Überm Eingang wölbte sich ein Dach aus gerippten Glasröhren, die fleischfarben
leuchteten. Dazwischen lag die Straße, die verwischt schien von Mehl oder Staub,
den ein träger Wind von weither gebracht hatte. Kantige Bauwerke stuften sich
empor, und neben einem rostbraunen, noch rauhen, unverputzten Turm, der schräge
Fenster hatte, schwenkte ein Baukran seinen Ichthyosaurierhals. Gesichter schoben
sich vorbei: ein großer Mann schwang die Hüften, den Fischmund vorgestreckt
und unter der Brille schwärzlich umnistete Augen. Ein junger Mensch zeigte ein
starres Gesicht, und die Frauen mit Handtaschen waren unerlöst, zerknüllt von
Sorgen oder schwammig von Gleichgültigkeit. -
Hermann Lenz, Spiegelhütte. Frankfurt am Main 1999 (zuerst 1962)
Gewühl (2)
Gewühl (3)
Gewühl (4)
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