eworfene  Die Geworfene erwacht nie im selben Bett und reibt sich die Augen. Wo ist sie? Da war sie noch nie! Wie kommt sie daher? Wer hat sie hergeworfen? Sie staunt, aber nicht lang, denn sie hat etwas mit sich vor und mag nicht die kostbare Zeit mit Rätsellösen verlieren. Sie erwacht, sie räkelt sich, sie richtet sich her, sie weiß noch nicht, wer es sein wird, der sich heute ihrer annimmt.

Man kann nicht sagen, daß sie auf die Suche geht, aber sie muß gefunden werden. Sie hat ihre Orte, wo sie geduldet wird und es dauert nicht lange, immer kommt ein ganz besonderer Mensch auf sie zu, der gut aussieht und etwas Wichtiges tut, mit einem besonderen Schnitt, sei es des Anzugs, sei es der Haare, der sie schon längst bemerkt hat, denn sie bemerkt niemand zuerst, sie bemerkt nur Männer, die entschlossen schon auf sie zugehen. Noch vor dem ersten Satz, - es genügt ein Blick, eine bestimmte Neigung des ungewöhnlichen Kopfs, ein überlegenes Lächeln, unterm Schnurrbart halb verborgen, eine kaum erhobene Hand, ein edler Zeigefinger, ein Mund, der daran ist, sich in Bewunderung zu öffnen, — noch vor dem ersten Satz fühlt sie sich geworfen und aufgefangen und getragen und wiedergeworfen und fühlt, wie Treue sich durch ihren Körper verbreitet, sie sieht niemand außer ihn, heute sieht sie niemand sonst, eher ließe sie sich in Stücke reißen, als von einem anderen auch nur Notiz zu nehmen, und wenn das Schicksal es will, daß einmal zwei gut Aussehende, die beide etwas Wichtiges tun, beide mit einem besonderen Schnitt, sei es des Anzugs, sei es der Haare, sich ihr gleichzeitig nähern, so fühlt sie sich von beiden geworfen, ist beiden treu und wird keinen zugunsten des anderen benachteiligen.  - (can)

 

Geworfenheit

 

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