ewohnheit, alte  Als der als Huaxteke verkleidete Dämon sich den Leib mit Federn beklebt hatte, weil er als Sieger heimgekehrt  war, regte er an, man solle einen Gesang und Tanz aufführen. Da schrie der Herold auf dem »Berg des Schreiens« und verkündete es den Leuten der ganzen Welt, so daß man überall seinen Schrei hörte. Danach ging der Dämon nach dem »Fluß der Felsenkluft«, und alles Volk zog mit ihm. Und als alle Jünglinge und Jungfrauen versammelt waren, so viele, daß sie nicht zu zählen waren, hüb der Dämon an zu singen und seine Pauke zu schlagen. Da begann der allgemeine Tanz, man sprang umher, hielt sich an den Händen gefaßt oder hinten umschlungen, die Freude war groß, und der Gesang hallte und rauschte empor. Den Gesang, der angestimmt wurde, hatte der Dämon erst selbst erfunden; jedesmal, wenn er ihn anstimmte, fielen die anderen ein, indem sie seinem Munde den Gesang ablauschten. Singen und Tanzen begann um die Zeit der Dämmerung und hörte erst gegen Mitternacht auf; beim Tanz aber drängte und stieß sich die Menge, und sehr viele stürzten dabei in die Felsen und Klüfte; da kamen sie alle um und wurden in Steine verwandelt. Die übrigen befanden sich gerade in der Felsenschlucht, als der Dämon die Brücke, die aus Stein war, zerbrach, so daß sie ins Wasser stürzten und sich ebenfalls in Steine verwandelten. Aber wie das alles geschah, merkten die Tolteken in keiner Weise, denn sie waren gleich Trunkenen. Noch oft fanden dort am »Fluß der Felsenkluft« Gesänge und Tänze statt; und so oft es geschah, war ein großes Sterben, denn die Tolteken stürzten jedesmal in die Felsen hinab und kamen in großer Zahl um.   - (azt)

Gewohnheit, alte (2) Angestachelt von Eifersucht und Haß, tötet Seth eines Tages seinen Bruder Osiris. Durch eine List veranlaßte er ihn, sich in einen Sarkophag zu legen, schloß dann heimtückisch den Deckel und warf ihn in den Nil. Isis, die gleichzeitig die Schwester und die Gattin des Osiris war, fand zwar seinen Leichnam wieder, jedoch zerstückelte Seth während einer Reise der Isis den entseelten Körper des Bruders in vierzehn Teile.

Der Rest des Mythos — die Wiederauffindung der Stücke und die Rache für den Brudermord durch Horos, den Sohn des Osiris und der Isis — ist hier nicht von Interesse. Man sollte sich jedoch daran erinnern, daß das Thema des Brudermordes, der zum erstenmal von Seth ausgeführt wurde, des öfteren in den Legenden und in den Geschichten der alten Welt auftaucht. Der Brudermord verschwand nach Seth für immer aus dem Kodex der teuflischen Verbrechen, dafür wurde er zu einer menschlichen, oft geübten Gewohnheit.

Steht schon am Anfang der Menschheitsgeschichte ein Brudermord, nämlich der Brudermord Kains, so sehen wir, daß er sich in der Geschichte des hebräischen Volkes häufig wiederholt. Absalom tötete seinen Bruder Ammon, Salamon seinen Bruder Adonia, Jokanan seinen Bruder Jesna. Das alte Griechenland erzählt vom Doppelbrudermord des Eteokles und Polneikes, vom Mord des Timoleon aus Ko-rinth an seinem Bruder Timofan und vom Skythenkönig Saulius, der seinen Bruder Anacharsis tötete.

Die Geschichte Roms beginnt mit dem Brudermord des Romulus und berichtet in späterer Zeit, daß Lucius Catilina seinen Bruder M. Sergius, nachdem er ihn umgebracht hatte, in die Proskriptionsliste des Sulla eintragen ließ. Der Kürze wegen will ich die Brudermorde der Jahrhunderte nach Christi Geburt übergehen.  - Giovanni Papini, Der Teufel. Anmerkung für eine zukünftige Teufelslehre. Stuttgart 1955

 

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