Gewissenlosigkeit  »Ich kann es nicht glauben... Sam... wenn ich dich anschaue, wie du so nah bei mir sitzt... daß du aufgehört hast, mich zu lieben. .. gerade wo ich mir unseres Kindes so sicher bin.«

Sam war das äußerste Gegenteil eines Moralkasuistikers. Es wäre für Nell besser gewesen, wenn sein Gewissen empfindsamer und seine Leidenschaft weniger stark gewesen wären. Aber eben die Stärke seiner Leidenschaft für sie machte ihm die Entscheidung zwischen ihr und Christus so sternenklar.

In diesen subtilen menschlichen Beziehungen besaß Sam die stumpfe Dumpfheit eines Viehs, eines Viehs mit weit weniger Gewissen als ein treuer Hund. Er war in diesem. Augenblick eigentlich ein Waldbär, ein Bär, der eine Schatzgrube mit Wildhonig zugunsten eines Gartenbienenstocks verschmähte, den er gefunden hatte.

Nell war gerade da zu benommen, um etwas anderes als diesen fatalen Wandel in ihm zu spüren; doch später - als sie Zeit zum Nachdenken hatte - mußte sie sich über die Skrupellosigkeit wundern, mit der er es zuließ, daß sie Zoyland wegen des Kindes täuschte. Was immer ihn so schrecklich in Bann geschlagen hatte, es hatte ihn so morallos wie einen Wilden werden lassen. Es blieb nichts Menschliches mehr an ihm übrig, an das eine junge Frau appellieren konnte.

In seinem Denken schien es zu diesem Zeitpunkt nur zwei Alternativen zu geben: Nell besitzen oder von Christus besessen sein. Diese einen Monat alte Empfängnis, diese ein Jahr alte Liebe; was waren sie gegen die Ekstase, den blinden Jubel, die Leiden eines Gottes mitzuerleben?     - (cowp)

Gewissen Mangel

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB
ReulosigkeitHemmngslosigkeit

 

Synonyme