ewährsmann Wenn
Watt nicht gewußt hätte, daß Erskines Schlüssel kein einfacher Schlüssel war,
dann hätte ich es auch nicht gewußt, und auch die Welt nicht. Denn alles, was
ich über Mr. Knott weiß und über alles das, was Mr. Knott betraf, und über Watt
und über alles, was Watt betraf, kam von Watt, und von Watt allein. Und wenn
ich über Mr. Knott und über Watt und über alles, was sie betraf, nicht sehr
viel zu wissen scheine, dann deshalb, weil Watt nicht viel darüber wußte, oder
es lieber verschwieg. Aber er versicherte mir zu der Zeit, als er sein Garn
zu spinnen begann, daß er alles sagen wolle, und dann wieder, einige Jahre später,
als er sein Garn gesponnen hatte, daß er alles gesagt hätte. Und so wie ich
ihm einmal und dann wieder einmal geglaubt hatte, glaubte ich ihm weiter, lange
nachdem das Garn gesponnen und Watt verschwunden war. Nicht daß es den geringsten
Beweis dafür gegeben hätte, daß Watt in der Tat alles, was er darüber wußte,
gesagt hatte, oder aber daß er sich vorgenommen hatte, es zu tun, denn wie könnte
es ihn geben, da ich außer dem, was Watt mir gesagt hat, nichts darüber weiß.
Denn Erskine, Arsene, Walter, Vincent und die anderen waren alle verschwunden,
lange vor meiner Zeit. Nicht daß Erskine, Arsene, Walter, Vincent und die anderen
irgend etwas über Watt hätten gesagt haben können, außer vielleicht Arsene ein
wenig, und Erskine ein wenig mehr, durchaus nicht, aber sie hätten etwas über
Mr. Knott gesagt haben können. Dann hätten wir Erskines Mr. Knott und Arsenes
Mr. Knott und Walters Mr. Knott und Vincents Mr. Knott zum Vergleich mit Watts
Mr. Knott gehabt. Das wäre eine sehr interessante Aufgabe gewesen. Aber sie
verschwanden alle, lange vor meiner Zeit.
- (wat)
Gewährsmann (2) Unter die sogenannten glaubwürdigen Gewährsmänner, deren Worten man Glauben schenken und folgen soll, zähle ich an erster Stelle die Götter; denn das Lügen ist einem Gott fremd. An zweiter Stelle die Priester; sie genießen auf Erden dieselbe Verehrung wie die Götter. Drittens die Herrscher und die Regierenden; denn Herrschaft hat Gottes Macht!». Viertens die Eltern und die Lehrer; denn sie sind den Göttern gleich, die einen, indem sie uns das Leben schenken, die anderen, indem sie uns die rechte Lebensweise lehren. Ferner die Weissager, aber nur diejenigen, die keine Betrüger oder Lügenpropheten sind. Denn alles, was Pythagoreer und Leute, die aus Gesichtszügen'56, aus Würfeln, Käse, Sieben, aus Gestalt und Händen, aus Wasserbecken und mittels Geisterzitieren weissagen, muß man samt und sonders für Lügen und Hirngespinste halten; denn ihre Machenschaften sind dementsprechend, und von der eigentlichen Kunst des Weissagens haben sie nicht die geringste Ahnung, wohl aber nehmen sie mit ihren Gaukeleien und Betrügerein jeden, der ihnen in den Weg kommt, tüchtig aus.
Als einzig wahr erweist sich das, was von Opferpriestern, Vogelschauern,
Sternkundigen, von Wunderzeichen- und Traumdeutern sowie von Eingeweidebeschauern
ausgesagt wird. Den Astrologen, die Horoskope ausstellen, sollte man Beachtung
schenken. Sodann gehören zu den glaubwürdigen Gewährsmännern die Toten, weil
sie auf jeden Fall die Wahrheit sagen. Lügner täuschen für gewöhnlich aus zwei
Gründen, entweder weil sie hoffen, oder weil sie fürchten. Diejenigen aber,
die weder hoffen noch fürchten, sprechen natürlich die Wahrheit, und das sind
am ehesten die Toten. Ebenso sagen Kinder die Wahrheit; sie verstehen noch nichts
von Lug und Trug. Dann die ganz alten Leute; denn die Glaubwürdigkeit kommt
schon durch ihr Alter zum Ausdruck. Auch die Tiere sprechen auf jeden Fall die
Wahrheit, weil sie nicht die Macht des Wortes besitzen. Die übrigen Menschen
aber, um mich nicht in Einzelheiten zu verlieren, lügen, was sie auch sagen,
diejenigen ausgenommen, deren Zuverlässigkeit auf der Hand liegt, und Leute
von lauterem Charakter. Schauspieler und Bühnenkünstler sind gerade wegen ihrer
leeren Deklamationen für jedermann unglaubwürdig, ferner Sophisten, arme Leute,
Priester der großen Göttermutter359, Verschnittene und Eunuchen; diese zeigen,
auch wenn sie gar nichts reden, trügerische Hoffnungen an, weil sie aufgrund
ihrer Natur weder zu den Männern noch zu den Frauen zählen. - (art)
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