etrappel
Und da fragt euch denn, ob sie, wenn man als sicher, freilich
mit schwankender Sicherheit annimmt, daß jenes Getrappel auf winzige Füße hinweist,
fragt euch, ob jene euch Brüder sind, Mitgefangene einer großen schweigsamen
Angst; oder ob ihr nicht nicht nur der Gegenstand ihrer Angst seid, sondern
auch ihre Meuchelmörder, wahrscheinlich ahnungslos, gesandt von jemandem, der
wünscht, daß diese winzigen und namenlosen Wesen immer und einzig im Schrecken
leben; und ob nicht auch ihr, was leicht geschehen kann, vom Schrecken verfolgt
sein werdet, wenn auch von einem anderen Schrecken, vielleicht unvereinbar mit
jenem. Und verrät nicht endlich wenigstens dieses: das Vorbeieilen der Füße,
daß sie die Angst zwar kennen, aber nicht die Müdigkeit,
während ihr, reglos und einer Ruhe hingegeben, die ihr notwendig als nutzlos
fürchtet - während ihr, sage ich, die Angst mit dem Schrecken mit der Müdigkeit
unentwirrbar vermischt? Und schließlich: war es die Begierde nach einer erfrischenden
Rast, die euch einhalten ließ, oder seid ihr im Schauder
eines antiken Schreckens erstarrt und gebt nun, da ihr an ihn gewöhnt seid,
den Schrecken als Müdigkeit und das Bequemerwerden als Ruhepause aus? Vielleicht
werdet ihr euch in eurer klugen, ja sogar vernünftigen Feigheit dazu bringen
zuzugeben, daß ihr in Wirklichkeit gar nicht sicher sein könnt, daß es sich
um fliehende Füße handelt, und daß ihr letztlich nie ein Tier gesehen und auch
gewiß nichts getan habt, was die Tiere, wie winzig und wehrlos sie auch seien,
ängstigen könnte, wenn man ausschließt, daß schon die Tatsache, daß ihr existiert,
sofern ihr existiertet, ein Zeichen des Grauens sein
könnte, eine solche Regelwidrigkeit, daß sie notgedrungen zum Untergang des
winzigen Heimatlandes der Tiere führen müßte. - Giorgio Manganelli, Geräusche oder Stimmen. Berlin 1989
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