espenst, nacktes Gespenst, das - Äußeres, sichtbares Zeichen einer inneren Furcht.
Zur Erklärung des absonderlichen Benehmens von Gespenstern führt Heine die geistvolle Theorie eines anderen an, derzufolge Gespenster vor uns ebensoviel Angst haben wie wir vor ihnen.
Es gibt ein unüberwindliches Hindernis für den Glauben an Gespenster. Ein
Gespenst erscheint niemals nackt: Es zeigt sich
entweder in einem Leichentuch oder in Alltagskleidung.
An ein Gespenst glauben heißt folglich, nicht nur daran zu glauben, daß die
Toten die Macht besitzen, sich sichtbar zu machen,
nachdem von ihnen nichts mehr übrig ist, sondern auch, daß nämliche Macht Stoffgeweben
innewohnt. Angenommen, die Erzeugnisse des Webstuhls hätten diese Macht - was
hätten sie davon? Und warum erscheint dann nicht bisweilen der Geist eines Anzugs
und wandelt umher, nicht durch ein Gespenst erfüllt? Dies sind Fragen von fürchterlicher
Bedeutsamkeit. Sie reichen ganz tief hinab und bekommen die unterste Wurzel
dieses blühenden Glaubens in einen konvulsivischen Griff. -
(bi)
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