esichtsbeschreibung  Mr. Wooly begriff mit einem Schlag, daß er vor dem Chauffeur seines Vaters keine Angst mehr hatte. »Stecken Sie doch den Kopf ins kalte Wasser!« rief er. »Oder ins kochende! Er sieht sowieso schon aus wie gesotten. Altes Kartoffelgesicht! Altes klumpiges Kartoffelgesicht! Hier drückt's nach außen und da fällt's zusammen!« Mr. Wooly zeigte an seinem eigenen Gesicht, was er meinte, indem er eine wilde Grimasse schnitt.

Swanson war verblüfft. Er war im Innersten verletzt. Er betastete sein Kinn. »Muß ich mich vielleicht rasieren?« erkundigte er sich, den Irren, der da vor ihm stand, um ein Krümelchen Trost anflehend. »Rasieren hilft so einer alten Kartoffelvisage auch nicht«, erwiderte Mr. Wooly und schüttelte langsam den Kopf. »Sie konnten sie schälen - es würde nichts nützen; es sind die elementaren Konturen Ihres Gesichtes, die total verkehrt sind. Wenn jemand ein Gesicht hat, dann sollte es ein Gesicht sein, und nicht eine alte Kartoffel mit greulichen Löchern darin, mit alten schwarzen Pilzaugen, alten Kellerkeimen als Nase, und wissen Sie, was Ihr alter Mund ist?«

»Sagen Sie's mir nicht«, flehte Swanson. »Behalten Sie's einfach für sich, Mr. Wooly.«

»Das werde ich nicht tun«, bedeutete ihm Mr. Wooly empört. »Wenn mir danach ist, die Wahrheit zu sprechen, mit welchem Recht wollen Sie mich daran hindern ? Ich habe angefangen, Ihnen zu erklären, was Ihr Mund ist, also will ich auch damit fortfahren. Ihr Mund, Swanson, ist ein Loch für Kartoffelwürmer. Und was haben Sie da an Ihrer alten Nase, Swanson?« Swanson befühlte seine Nase.

»Ihre Hand«, sagte Wooly mit herzlosem Lachen. Swanson stöhnte unverkennbar.

»Wenn ich so eine Nase hätte«, fuhr Mr. Wooly fort, den nicht nur der leidende Gesichtsausdruck seines Opfers ungemein anfeuerte, sondern auch das breite, gelbzähnige Lächeln des aufmerksamen Pferdes, dessen Augen vom Gesicht des einen zu dem des anderen Mannes rollten, »wenn ich so eine Nase hätte, würde ich sie nicht noch streicheln, das kann ich Ihnen sagen. Ich würde sie nicht mit der Kneifzange anfassen.« »Schesus«, stammelte der arme Swanson. »Sie können gehen«, teilte Mr. Wooly ihm mit. »Ich kann gehen.« Swanson wiegte den großen Kopf. »Ich gehe. Wohin?«

»Wohin? Zu Potte - da gehen alle alten Kartoffeln hin.« Swanson bewegte einen Fuß und wollte kehrtmachen.

»Gehen Sie ins Bett«, befahl Mr. Wooly.

»Mit dem Gesicht?« seufzte der andere. »Wie würden Sie's finden, wenn Sie damit ins Bett müßten?«

»Stellen Sie hier keine Gruselfragen. Bringen Sie es weg! Sie können es nicht hierlassen. Und weinen Sie nicht.«   - Thorne Smith (mit Norman Matson), Meine Frau, die Hexe. Frankfurt am Main 1989 (zuerst 1941)