esicht,
männliches
Unter dem großen Spiegel würfelten zwei hagere Männer
mechanisch, mit der unlustigen Gleichgültigkeit von alten Beamten, die Schreiberdienste
in einem verstaubten Bureau leisten und die nicht für die Arbeit bezahlt werden,
die sie tun, sondern für die Zeit, die sie drangeben. Einer von ihnen hatte
den Rockkragen über das Halstuch geschlagen, das bestimmt war, den fehlenden
Hemdkragen und die Krawatte zu ersetzen. Von dem zweiten Spieler sah Tito nur
den Rücken und den Nacken; die ungepflegten Haare hingen ihm bis auf den Hals,
aber bei einer Bewegung, die er machte, um die neuen Ankömmlinge zu mustern,
konnte Tito sein Gesicht sehen. Eine jener üblen Visagen, denen man nur an den
Tagen des Generalstreiks begegnet. Ein langes, mageres Gesicht, fast völlig
zerfressen; es erinnerte an die fleischlosen Köpfe der von den Architekten Ochsenkopf
genannten baulichen Verzierungen.
- Pitigrilli, Kokain. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12225, zuerst
1922)
Gesicht, männliches (2) »Ist das nicht Richter
Benbow?« sagte er. Horace blickte auf und sah in ein massig schwammiges Gesicht,
das ohne jeden Hinweis auf Alter oder Gedanken war - eine majestätische Schwemme
Fleisch zu beiden Seiten einer kleinen Stumpfnase, die
dreinblickte, als schaue sie über ein Hochplateau hin, und dabei zugleich doch
etwas unbeschreiblich und widersinnig Zartes an sich hatte, ganz als habe der
Schöpfer seinen Scherz
dadurch vollendet, daß er den überreichlichen Aufwand an Lehm durch etwas wieder
ausglich, was ursprünglich für ein schwaches, erwerbsüchtiges Geschöpf wie etwa
ein Eichhörnchen oder eine Ratte gedacht war. »Spreche
ich nicht mit Richter Benbow?« sagte er und bot seine Hand. »Ich bin Senator
Snopes, Clarence Snopes.« - William Faulkner, Die Freistatt. Zürich 1981 (detebe Klassiker
20 802, zuerst 1931)
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