esellschafter   JOHNSON. «Wein brauche ich nur, wenn ich allein bin. Ich möchte dann oft, ich hätte welchen, und habe auch schon oft getrunken.»

SPOTTISWOODE. «Sie betrachten ihn als eine Art Gesellschafter, wie ?»

JOHNSON. «Um mich selber loszuwerden, mich selber gewissermaßen hinauszuwerfen. Wein erregt Lustgefühle, und Lust ist an sich etwas Gutes, wenn nicht durch ein Böses entwertet. Es kann einer gute Gründe haben, keinen Alkohol zu trinken, und diese Gründe können die Lustgefühle überwiegen. Wein macht einen selbstgefälliger. Das heißt nicht, daß man dann auch den andern besser gefällt. Manchmal ist es der Fall, aber man muß immer gewärtigen, daß die andern um so unzufriedener werden, je zufriedener man mit sich selber ist. Der Wein schenkt einem nichts. Er verleiht einem weder Wissen noch Witz, er regt nur an und bewirkt, daß man eher aus sich herausgeht, er beseitigt Hemmungen und Angst vor den andern. Er taut bloß auf, was vorher eingefroren war, das kann aber etwas Gutes, es kann auch etwas Schlechtes sein.»

SPOTTISWOODE. «Wein ist also der Schlüssel, der eine Truhe aufschließt; die Truhe kann aber voll oder leer sein.»

JOHNSON. «Nein, dieser Schlüssel ist das Gespräch; der Wein ist eher ein Spitzbube, der die Truhe aufknackt und dabei beschädigt. Man sollte innerlich so reich sein, daß man auch ohne Wein über das Selbstvertrauen und die Schlagfertigkeit verfügt, die der Wein verleiht.» - (johns)

Gesellschafter (2)  Wir leben hier in einer Jauchentonne - Maden mit Schwänzen, dicht aneinander, eingeschlossen, abgeschlossen — und immer Geruch von Wildbraten und Darmgasen in der Luft. Nicht einmal mehr brennt meine Pfeife mit «Players Medium Mixture» — längst versandet stehen die Tabakspeicher!! Das geht nun schon tagelang, wochenlang - die Gesellschaft ist gewählt - z. B. der Komiker König, der Beckers imitiert, oder jener Artist von den acht Längen der Luft - manche sexuelle Anomalie fürs pikante Raritätenkabinett, oder der hydrokephale Herrmann mit turmhohem Spitzschädel und Zinnoberohren; dann kämen der bettpissende Bäckerlehrling, der Professor, der stets gebären will; femer Otto Bougatzki, der tätowierte Chauffeur, er zertrümmerte einen Feldwebel und beulte einen Schnurrbarthauptmann empfindlichst ein; dann Maxe, der Kurzbeinige, der einen Leutnant rentenfähig machte - schließlich noch John vom früheren Sarrasani, der sonntags mit seiner Braut im Abort Unzucht treibt - nicht zu vergessen der chronische alkoholdelierende Feldwebel mit losem Säbel!! Das sind einige der Gefährten in diesem Hexentanz, manchmal erzählt dieser oder ein anderer beim Baumrinden-Ersatz-Kaffee seine Aventurien, wie nur je eines Paralytikers weiches Hirnchen phantasierte. Meine Stellung in diesem wilden Verein ist fest und sicher - hin und wieder schreibe ich einem Heiratsschwindelnden einen glühenden Schwanz-steifmachenden Liebesbrief - oder ich tue Aufklärungsdienste - meine Zigarette tut Wunder an Bestechung.  Ich hoffe bald hier fortzukommen. - George Grosz an Otto Schmalhausen (22. April 1917), nach: G.G., Briefe 1913-1959. Hg. Herbert Knust. Reinbek bei Hamburg 1979

Gesellschafter (3)

DER NACHGEBORENE

Ich gestehe es: ich
Habe keine Hoffnung.
Die Blinden reden von einem Ausweg. Ich
Sehe.

Wenn die Irrtümer verbraucht sind
Sitzt als letzter Gesellschafter
Uns das Nichts gegenüber.

- (breg)

Gesellschaft

 

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