esellen  Auch die alte Gesellenverbindung der Compagnons, deren Entstehung bis ins vierzehnte, vielleicht sogar bis ins zwölfte Jahrhundert zurückgeht und deren Bestehen noch im neunzehnten Jahrhundert bezeugt ist (manche Historiker leiten die Carbonari-Bewegung aus ihr ab), spielt in der Menschlichen Komödie eine Rolle. Sie mußte Balzac besonders interessieren, da in ihr die mystische und revolutionäre Tradition der mittelalterlichen Bauhütten fortlebte. Die Compagnons waren von der Kirche als Ketzer verfolgt worden. Sie führten ihre Gründung auf den Bau des salomonischen Tempels zurück. Zu ihrem Sprecher macht Balzac den Alchemisten Ruggieri, den er Karl IX. gegenüberstellt: «Indem er die Templer verbrannte, Sire, hat einer Ihrer Vorgänger nur Menschen verbrannt; die Geheimnisse sind uns geblieben. Der Wiederaufbau des Tempels ist das Losungswort einer unbekannten Nation; es ist ein Geschlecht furchtloser Sucher; sie sind alle nach dem Orient des Lebens gewandt, alle Brüder, alle unzertrennlich, vereint durch einen Gedanken, gezeichnet mit dem Siegel der Arbeit.» Auch in der Vorrede zur Histoire des Treize macht Balzac Andeutungen über die Compagnons, die noch heute im französischen Volk Anhänger hätten und deren Lehren wahr und geheimnisvoll genug seien, um alle Adepten zu begeistern.  - Ernst Robert Curtius, Balzac. Bern 1951

Geselle (2)
 

 Geselle

IVAN TURGENEV: Schlechter Schustergeselle, aufbrausend, gewalttätig, leichtgläubig, enthusiastisch, fähig, auf der Straße einen Krawall anzufangen oder irgendeinem Redner oder Methodistenprediger zu folgen - ein diabolisches Temperament, voll Ungeduld - schmutzig, vernachlässigt und von seinen Chefs immer wieder vor die Tür gesetzt. Er liebt den Alkohol.

PAULINE VIARDOT: Deutscher Schneidergesell. Er sucht sich das martialischste Aussehen zu geben, um seinen Stand vergessen zu machen, und tut nichts anderes, als sich lächerlich zu machen. Er ist neugierig, schwatzhaft — von einer ständigen und ermüdenden Lebhaftigkeit. Er hat kleine brüske und kurze Bewegungen, eine nervöse Unruhe in seinen großen Händen und in seinen Augen. Sein Teint ist gelb, gallig, er hat Pockennarben. Sein Adamsapfel ist riesig und hüpft in seiner Kehle mit befremdlicher Geschwindigkeit auf und ab. Ich glaube, er hat ein Zucken in den Nasenflügeln. Er ist eine ziemliche Tratschtante. Er stemmt oft eine Hand in die Hüfte und streicht sich mit der anderen über den Hinterkopf.

- (turg)

Handwerker Geheimbund
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