Gesehenes   Da steht dann häufig der pauvre 3klappige Frisierspiegel mittendrin und entfernt mir den ganzen Vordergrund um einen Vordergrund. Gut - dieser Spiegel...

ich zeichne gerade in einer vergammelten Paprikaschote herum - will sagen: mein Auge tummelt sich grad in diesem Schoteninneren, in dieser Arena herum; da seh ich plötzlich - unvorbereitet ein Gesicht oder sowas im Spiegel. Mein Gesicht? Ich habe mich überrascht! Und da kann's passieren, dass ich im selben Moment noch diese Überraschung im Köpfchen fixiere, und das ist dann der Ausgangspunkt für ein (wirklich) "Gesehenes«.

Im Verlauf der Aufzeichnungen ist dieser originäre Punkt natürlich nur zum Teil zu erhalten - nur schwer rüberzuretten ins Resultat. Aber es ist möglich. Und das ist eine befriedende und glücke Sache.

... Das nenn ich also das »gesehene« Gesicht. Ich absichte nicht - ich bin überhaupt gar nicht hinter meinen Augen, vielmehr in denselben - und meine Augen klettern nun los: Über die Schatten vom Nasenflügel schräg aufwärts in das Gelände am unteren Brillenrand, über diese Licht-Schatten-Stolperschwelle weg und weiter über den musculus orbiculares oculi hinweg, über seinen pars orbitales, der den Fussboden abgibt für diese Hinterglashöhle (ich bin auch in diese Gegend sehr verliebt), ... also weiter in diese Höhle rein, einen Lichtreflex im Halbschatten entlang bis hin in die Falte unter den Wimpern des unteren Augenlids, das untere Augenlid legt sich da durchaus wie eine Balustrade um das feuchte, gut eingepasste Auge. Der Einstieg in die nächste Gegend am günstigsten über die palpedrale, und so fort ...   - (jan)

 

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