eschöpf,
rührendes Cavoye war einer der bestgewachsenen und
gutaussehendsten Männer Frankreichs. Sein glänzendes Auftreten machte überdies
auf die Damen Eindruck. Zu jener Zeit, als man sich trotz aller Verbote ständig
duellierte, erwarb Cavoye, der kühn und behende war, einen solchen Ruf, daß
er fortan »der tapfere Cavoye« genannt wurde. Mlle. de Coëtlongon, eine der
jungen Ehrenfräulein der Königin Marie Therese, verliebte sich in Cavoye, und
zwar bis zur Tollheit Sie war häßlich, wohl. erzogen, kindlich und beliebt,
ein rührendes Geschöpf. Niemandem wäre es eingefallen, ihre Gefühle unangebracht
zu finden, sondern jeder hatte, und das ist wahrhaftig ein Wunder, Mitleid mit
ihr. Sie kam Cavoye auf alle erdenkliche Weise entgegen. Er war grausam, zuweilen
sogar brutal, ihre Gefühlsbekundungen erfüllten ihn mit tödlichem Überdruß.
Er verhielt sich derart, daß selbst der König und die Königin ihm Vorwürfe machten
und ihn ermahnten, sich etwas menschlicher zu betragen. Er mußte zur Armee,
wo er jedoch keine Verwendung fand. Die Coëtlongon begann laut zu klagen und
zu weinen; und solange der Feldzug dauerte, verbannte sie jeden Schmuck, um
ihn erst, als Cavoye zurückkehrte, wieder anzulegen. Man bog sich förmlich vor
Lachen. Im Winter fand ein Zweikampf statt, in dem Cavoye als Sekundant diente,
worauf man ihn in die Bastille sperrte: abermals großer Jammer. Jeder sprach
der Armen sein Beileid aus; sie legte wiederum allen Schmuck ab und trug nur
noch die ältesten Kleider. Sie ging zum König und bat um Gnade für Cavoye, da
er ihr jedoch dessen Freilassung nicht bewilligte, beschimpfte sie ihn und warf
ihm sogar gröbliche Beleidigungen an den Kopf. Der König brach in schallendes
Gelächter aus; darüber geriet sie derart außer sich, daß sie Anstalten machte,
ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht zu fahren. Der König sah ein, daß es klüger
sei, sich dem zu entziehen. - (
sim
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