eschichtsschreibung  In den sechziger Jahren lernten wir in den Schulen eine Weltgeschichte, die ein Student von heute für eine einzige Lügengeschichte erklären würde, wenn es auch nicht bewiesen ist, daß es eine war.

Wir begannen also die Geschichte Ägyptens mit einem Sesostris, der jetzt Ramses II. heißt, oder Useretsen II. oder Seseretsen oder Seti Ramses aus der neunzehnten Dynastie. Einen Sesostris gibt es nicht!

Babylonien-Assyrien begann mit Nimrod, Ninus und Semiramis, deren Regierungsjahre wir uns beibrachten. Nimrod sollte 2221 gelebt haben, obwohl 2235 jetzt der verflixte Hammurabi regiert hat. Nimrod ist gestrichen, Ninus und Semiramis sind es auch, weil man sie in den Keilschriften nicht gefunden hat. Das ist ein schöner Beweis. Denn 1876 war Ismi-Dagan der älteste Königsname, den man in den Keilschriften gefunden hatte, und der regierte nur 1800 Jahre vor Christus. Findet man jetzt Nimrod, Ninus und Semiramis in den Ziegelsteinen, so streicht man Ismi-Dagan, Hammurabi und die ganze Gesellschaft, und dann wird ein neues Lehrbuch daraus. Semiramis ist nunmehr eine Göttin der Liederlichkeit (Istar) und gehört zu Hammurabis Phallus-Kodex. Aber das ist nicht merkwürdig, da der Patriarch Abraham der Gott einer meteorologischen Anstalt geworden ist, und seine zwölf Enkel in die zwölf Planeten (?) verwandelt wurden; die Pharaonen in einige Kometen, und die sieben mageren Kühe in einige Sonnenparallaxen. Darauf erfuhren wir, der Trojanische Krieg sei eine Sage, weshalb wir nicht schlecht erstaunt waren, als die Eheleute Schliemann den Priamos-Schatz ausgruben. Deukalion und die Flut waren Erfindungen. Cadmus, der die Buchstaben von den Phöniziern holte, war eine Schifferlüge, denn der Ägypter Memnon erfand die Buchstaben 1822 vor Christus. Kekrops hatte niemals mit einer Kolonie Saiter aus Ägypten Athen gegründet. Minos auf Kreta war ein Gemeindestier und kein König. Rom wurde nicht am 12. April 753 (Varro) gegründet. Aeneas hat niemals seinen Fuß dahin gesetzt, denn er hat nie gelebt. „Einer, der Niebuhr hieß", über welchen schon Goethe Eckermann gegenüber klagt, hatte einen Handelsvertrag zwischen Rom und Karthago entdeckt, der bewies, daß des Titus Livius ganze römische Geschichte eine Lüge ist. Nicht einmal Lucretia hatte existiert! u.s.w.

In solcher Weisheit wurde ich erzogen. Und als ich im Alter von acht Jahren mich erschießen wollte, weil ich die Welt für verrückt hielt, mußte ich unter Tränen das Ynglingergeschlecht auswendig lernen. Meine Kinder wissen nicht, was das Ynglingergeschlecht ist. Ich will es erzählen, nach Jakob Ekelund. Es waren: Oden, oder Tirkiakönig, weil er aus der Türkei war, Njord, Yngwe Frey, Fjolner, Swegder, Wanland, Wis-bur, Domalder, Domar, Dyggwe, Dag, Agne, Airich und Erich, und noch ein Dutzend. Alle sind jetzt gestrichen aus Gründen, die ich nicht erzählen kann, die aber nicht überzeugend sind. Aber die Folge war, daß der unglückliche König Erich XIV. nur noch Erich VIII., genannt „Wetterhut", sein konnte, also sein ganzes Leben mit einem falschen Alibi herumging und darum etwas verwirrt war. Kein schwedischer König hat seither den Mut gehabt, sich Erich zu nennen; denn dann würde er identisch mit dem IX., der Erich der Heilige war. Anstatt mit dem Ynglingergeschlecht zu beginnen, fängt die schwedische Geschichte jetzt mit den Feuersteinsachen an, welche Trilobiten oder Stinkkalk oder im Sand geschliffenen Dioriten gleichen, oder Tonzylindern von Babylon. Nun sollte der Eisenschrott folgen, aber nein, die Bronze geht vor, und Zinn findet sich wirklich in den Gruben von Utö, aber mikroskopisch. Aber Bronze oder Messing sind schwerer herzustellen als Eisen, denn die ersteren verlangten Flußmittel und Kohlenpulver, um nicht zu verbrennen, während das Sumpferz selbst Fluß besitzt und in einer Grube geschmolzen werden kann. Aber damit mag es genug sein! Das Ynglingergeschlecht wurde gestrichen, und vielleicht übereilt, denn die Namen vieler Ynglinger kommen in ausländischen Quellen vor.  - (blau)