»Wie war das Mädchen, das Costa ihnen verschafft hat? Okay?«

Riemenschneider zuckte nicht sonderlich überzeugend die Schultern und wiegte den Kopf hin und her. »Sehr professionell. Ein kaltes, geldgieriges kleines Geschöpf. Aber was kann man schon erwarten?« Er machte eine Pause und warf einen flüchtigen Blick auf Cobby, wobei er überlegte, ob er ihm mitteilen sollte, was ihn bewegte. Schließlich entschloß er sich zum Reden. Vielleicht war es wichtig. »Ich finde diese kostspieligen Mädchen manchmal sehr nützlich. Sie lernen eine Menge Leute kennen, und sie reden immer.«

»Ja?« sagte Cobby, sofort wachsam. »Was wußte sie?«

»Nun«, sagte der kleine Doktor, »sie prahlte mit all den wichtigen Männern, die sie in der Stadt kennt - Kunden. Diese Mädchen prahlen immer. Und so - Sie dürfen jetzt nicht beleidigt sein - brachte ich die Unterhaltung auf Mr. Emmerich.«

»Emmerich?« rief Cobby, sprang auf und hüpfte umher. »Nun hören Sie mal, Riemenschneider!«

Der kleine Doktor hob die Hände und lächelte beschwichtigend. »Warten Sie. Überlegen Sie mal eine Sekunde. Sie weiß nicht, wer ich bin. Und meine Fragen sind innerhalb von fünf Minuten ihrem leeren Gehirn entfallen.«

»Das meine ich damit nicht!« rief Cobby.

»Hören Sie zu. Eine halbe Million Dollar stehen auf dem Spiel. Gut. Ich weiß, er ist Ihr Beschützer - das weiß ich alles. Ich weiß, Sie werden wahrscheinlich zu ihm gehen und ihm erzählen, daß ich mich erkundigt habe. Aber - dieses kleine Mädchen hat mir erzählt, daß er sich wegen einer Rothaarigen - es ist noch nicht einmal eine Prostituierte - ruiniert hat. Früher war er ein guter Kunde.«

»Mr. Emmerich?« lachte Cobby. »Sich ruinieren? Sind Sie verrückt?«

»Ich bin fremd. Ich habe eine große Sache vor. Ich habe lediglich Erkundigungen eingezogen.«

Cobby biß sich auf die Lippen und stelzte auf und ab. Das war eine schöne Geschichte. - W. R. Burnett, Asphaltdschungel. München u.a. 1963