Geschichte, erbauliche  Wer war Ambrosius Alfinger? Ein Weißer, ein Mann, ein Jäger, nicht schlechter als die andern. Die Kriegslust war seine Wirbelsäule; wenn er einen niederwerfen konnte, fühlte er sich wohl; Ruhm, Macht und Gold waren sein Herz und Blut. Die dunklen Menschen waren Sand, auf den er trat. Beim Abstieg von den kalten Velezbergen sagte er zu seinem Kaplan: «Wir müssen nach Maracaibo zurück. Man gießt mir jeden Tag Öl in die Wunden. Aber das Bein wird schwerer.» Und als sie zwischen Pamplona und Cucuta in die Gebirge marschierten - Alfinger trocken wie Holz, vor und hinter ihm Bewaffnete, in Sichtweite die Träger mit der Goldbeute —, mußte er vom Pferd genommen werden. Der Brand hatte das Bein ergriffen. Man trug ihn in der Nacht in eine Höhle. Er verlangte, daß man die Goldbeute an den Eingang der Höhle schaffe. Seine Kapitäne fluchten untereinander, sie hatten die Degen bloß. Ein Kapitän wollte über den Schatzmeister fallen und sich, weil er benachteiligt sei, an dem königlichen Fünftel vergreifen. Als sie Alfingers Stimme hörten und daß er den Goldschatz bei sich haben wollte, taten sie sich zusammen und erklärten, der Durchgang sei zu eng. Der General verlangte hinaus.

Er konnte nicht mehr stehen, die geladene Büchse hielt er im Arm. Während man ihn auf einer Bahre bei Fackellicht zum Höhlenausgang trug, stolperten die Träger. Die Büchse in seinem Arm entlud sich, traf über ihm ins Gestein. Ein Felsblock löste sich und zermalmte ihn und zwei Träger.    - Alfred Döblin, Amazonas-Trilogie. Bd.1, Land ohne Tod. München 1991

 

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