eschäftsleben
Ich brachte mir selber Buchhaltung bei, und von da
an war mein Aufstieg so rapide wie der Wuchs eines Mammutbaums.
Das Geschäftsleben war mir fatal, aber trotzdem brachte ich's
schließlich zum Vorstandsmitglied beziehungsweise Direktor eines
halben Dutzends unabhängiger Ölgesellschaften.
... Es handelte sich um kleine Gesellschaften, die aber sehr reich waren. Ich hatte den besten Bürostab in ganz Los Angeles, und ich zahlte meinen Leuten höhere Gehälter, als sie irgendwo sonst hätten bekommen können, und sie wußten das. Meine Bürotür war nie geschlossen, jeder nannte mich beim Vornamen, und es gab nie auch nur den geringsten Streit, weil ich es mir zur Aufgabe machte, dafür zu sorgen, daß kein Grund dazu aufkam ... Ich hatte die Gabe, die einzelnen Fähigkeiten der Menschen zu entdecken. Es gab da einen Mann, entsinne ich mich, der geradezu genial begabt war für die Ablage. Andere waren gut in Routinearbeiten, hatten aber keine eigene Initiative. Es gab Sekretärinnen, die schlechthin alles im Kopf behalten konnten, und Sekretärinnen, die wundervoll Diktat aufnahmen und tippten, mit ihren Gedanken aber in Wirklichkeit anderswo waren ... Das Geschäftsleben ist hart, und ich hasse es. Aber was man einmal anfängt, das muß man dann auch so gut machen, wie man nur kann ...
Mit der Depression war's damit zu Ende. Während ich
im Auto die pazifische Küste rauf- und runterfuhr, fing ich an.
Schundmagazine zu lesen, einfach weil sie billig genug waren,
daß man sie wegschmeißen konnte, und weil ich dem Zeug, das man
so Frauenzeitschriften nennt, nie habe Geschmack abgewinnen können.
Das war in den großen Tagen der Black Mask (falls man
das große Tage nennen darf), und es machte mich betroffen, daß
manches von dem Geschreibsel stilistisch Kraft besaß und ehrlich
war, auch wenn es in reichlich roher Form dastand. Ich gelangte
zu der Ansicht, daß es gar nicht schlecht wäre, auf diesem Weg
den Versuch zu machen, die Romanschriftstellerei zu erlernen
und zugleich auch noch ein bißchen Geld
dabei einzustreichen. - (
cha
)
Geschäftsleben (2) Weißt du, warum Chucky
zahlen muß? Angeblich war er schuld daran, daß Nestor Soto Zweihunderttausend
als Kaution hinlegen mußte, um einen seiner Leute freizukaufen.
Als sich der Bursche dann nach Kolumbien absetzte, hat sich Nestor
aber gar nicht aufgeregt, weil er sagt, daß Chucky ihm das Geld
sowieso ersetzen muß. Denn Chucky kannte da einen Burschen aus
New York oder irgendwoher, den er für eine ganz sichere Nummer
hielt. Er sah ihn immer wieder im Mutiny und verschiedenen Bars
und wußte, daß der Bursche Stoff kaufte, okay? Dann kam der Bursche
eines Tages zu Chucky und sagte, daß er eine große Ladung kaufen
will - ich weiß nicht, wie viele Kilos. Mann - wir reden hier
von Koks. Und Chucky dachte, okay, ganz einfach. Er kann das
Geschäft vermitteln, den Burschen mit Nestor zusammenbringen,
dem Burschen fünf bis zehn Prozent abnehmen, und alle sind zufrieden,
oder? Und was geschieht? Dieser Bursche aus New York entpuppt
sich plötzlich als Schnüffler vom Rauschgiftdezernat. Hat dann
natürlich alles, was er braucht, zusammen, sie nehmen Nestors
Lagerhaus in Homestead am Kanal auseinander, legen einen seiner
Männer um, nehmen den anderen fest - das waren die zweihunderttausend
Kaution - und konfiszieren seinen ganzen Koks. Mann, und Nestor
ist natürlich überzeugt, daß ihn Chucky reinlegen wollte. Was
soll er sonst auch denken? Aber Nestor spinnt sowieso. Manchmal
nennen sie ihn El Chaco, nach irgendeinem wilden Platz, wo er
geboren ist. El Chaco. Er glaubt an Santeria, Mensch, das ist
wie Voodoo. Er fängt zu koksen an und bringt dann diese Tiere
mit einem Messer um, als Opfer. Wenn
man so was erlebt, macht man aus Angst in die Hose, das kann
ich dir sagen. Chucky erklärt ihm dann alles. Er wäre genauso
überrascht gewesen wie Nestor, weil der Bursche ein Schnüffler
war. Das würde jeder im Mutiny bestätigen. Nestor sagt schließlich,
das sei okay. Aber Chucky muß ihm die Kaution ersetzen. -
Elmore Leonard, Stick. München 1990 (zuerst 1983)
Geschäftsleben (3) Der Tote
hat dieselben Bedürfnisse wie die Lebenden; er muß essen und
trinken, er braucht seine Waffen, sein Pferd und seinen Kampfwagen.
Grabbeigaben zeigen, daß die Kelten an eine derartige nachtodliche
Existenz glauben. Die Seele ersteht von neuem, wenn sie vorher
eine bestimmte Zeit in der Unterwelt zubringt. Ein antiker Autor,
Diodorus Siculus, teilt mit: Sie werfen an ihre toten
Verwandten gerichtete Briefe auf den Scheiterhaufen. Sie meinen,
die Toten seien imstande zu lesen. Spätere Autoren haben daran
angeknüpft, so daß einer sogar zu berichten weiß, die Abwicklung
von Geschäften sei bis in die Unterwelt
fortgesetzt worden. - Hans-Jürg Braun, Das Jenseits - Die
Vorstellungen der Menschheit über das Leben nach dem Tod. Frankfurt
am Main 2000 (it 2616, zuerst 1996)
Geschäftsleben (4)
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