eschäftsgrundlage «Jetzt bin ich hier in Neapel Organisator von Leichenfeierlichkeiten, mit vier Maschinenschreiberinnen, drei Buchhaltern, einem Sekretär, acht Kutschern, sechzehn Leichendienern, einem auserlesenen Einsarger, sechs Trägern und zwei Zeichnern von Särgen in klassischem Stil und einem für Phantasiesärge. Im ganzen ein Personal von zweiundvierzig Angestellten.»
«Und gehen Ihre Geschäfte gut?» fragte Amadio.
«Ja», gab der Amerikaner würdevoll zu. «Ich gestehe, daß, wenn in jedem
Jahre eine Epidemie ausbräche, meine Geschäfte besser gehen würden. Aber
im ganzen ist die Sterblichkeit in Neapel
gut. Ich kann nicht klagen.» - Pitigrilli, Der falsche
Weg. Reinbek bei Hamburg 1988
Geschäftsgrundlage (2) Die
Arme wußte, daß man von ihr ohne alle Schonung sprach, aber ahnte doch nicht
im entferntesten, mit welcher Schärfe es in Wirklichkeit geschah. Zu Unrecht
schätzte man sie als habgierig ein. Alles in allem
hatte sie durch ihr System der Mahlzeiten auf Kredit mehr Geld verloren als
eingenommen, und die unordentliche Art, in der sie ihre Bücher führte, verriet
eher einen Geist, in dem die Phantasie stärker entwickelt war als der Sinn für
Realitäten. Sie schien genau zu sein, aber ihre Genauigkeit beschränkte sich
darauf, daß sie sich die Zahl der Mahlzeiten notierte, die jeder Stammgast ihr
schuldete, was jedoch nicht hinderte, daß am Monatsletzten ihre Rechnung unabänderlich
ein Defizit von zehn bis fünfzehn Francs aufzuweisen pflegte. Wurde sie bestohlen?
Oder vergaß sie nur, alle Ausgaben aufzuschreiben? An dieses Leck jedoch dachte
sie ohne große Sorge. Wenn man das erste Gasthaus der ganzen Gegend besitzt,
zieht man sich immer aus der Affäre, sagte sie sich, und in jenem Geheimfach
ihres Gewissens, in dem viele Dinge verborgen lagen, die sie sich nicht eingestand,
setzte eine Stimme jeweils noch hinzu: 'Besonders, wenn man seinen Gästen ein
so schönes Mädchen wie Angèle zu bieten hat.' - Julien Green, Leviathan.
München 2004 (zuerst 1929)
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