Gerüchtekoch  Ein Weber namens Merlie Ryan hatte es in Umlauf gesetzt, ein ganz unbedeutender Mensch, der gelbhäutig und schlaksig ist und keine Zähne mehr hat. Er leidet an der Drei-Tage-Malaria, das heißt, jeden dritten Tag bekommt er Fieber. Zwei Tage lang ist er matt und mürrisch, aber am dritten Tag lebt er auf und hat manchmal ein oder zwei Einfälle, von denen die meisten dumm sind. Und während Merlie Ryan seinen Fieberanfall hatte, fuhr er plötzlich auf und sagte:

»Ich weiß, was Miss Amelia getan hat. Sie hat den Fremden umgebracht, weil er etwas in seinem Koffer hatte.«

Er sagte es mit ruhiger Stimme, als stellte er einfach eine Tatsache fest. Innerhalb einer Stunde war die Sache stadtbekannt. Es war eine wüste und widerliche Geschichte, die das Städtchen sich nun zusammenbraute, und nichts fehlte, was das Herz schaudern macht: ein Buckliger, ein mitternächtliches Begräbnis im Sumpf, Miss Amelia durch die Straßen geschleift, auf dem Weg zum Gefängnis, Zank und Streit wegen ihrer Hinterlassenschaft - und all das mit raunender Stimme erzählt und mit neuen, gruseligen Einzelheiten weitererzählt. Es regnete, und die Frauen vergaßen, die Wäsche von der Leine zu holen. Ein oder zwei arme Schlucker, die Miss Amelia Geld schuldeten, erschienen sogar im Sonntagsstaat, als wäre es ein Feiertag. - (bal)

Gerüchtekoch (2)
 

Gerücht Koch

 

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