eruch,
saurer Nach der Show hing ich in den Garderoben herum.
Die Stones waren bösartig zu jedermann, wie es dem Ritual entsprach, zu Fans
und Journalisten und Herumhängern gleichermaßen, und mir wurde es langweilig.
Also ging ich hinaus in den Saal, und er war leer, ganz und gar verlassen,
aber da war dieser eigenartige Geruch. Pisse: die kleinen Mädchen hatten zu
wild gekreischt und sich naßgemacht. Nicht nur eine oder zwei von ihnen, sondern
viele, so daß der Boden durchnäßt war und der Gestank überwältigend. Nun, es
war ekelhaft. Nein, es war nicht ekelhaft, sondern es war seltsam, das leere
Kino (Konfektkartons, leere Zigarettenschachteln, Eisstiele) und dieser traurig-saure
Geruch. - (
awop
)
Geruch,
saurer (2) Daß der Donner,
statt zu rollen, ohrenbetäubend knallte und fast mit den Sekunden zusammentraf,
da das Dunkel in einem mächtigen Flammenstoß aufleuchtete, bedeutete, wie ich
wußte, daß das Gewitter über uns stand und daß wir
uns mitten in dem den Blitzen ausgesetzten Bereich befanden; aber das Wissen
um die Gefahr war nicht so unerträglich wie das Zittern unserer Baracke in Wind
und Regen (oder Hagel); es machte Lärm wie eine Negertrommel oder vielmehr wie
an die tausend Trommeln, die von einem Volk von Riesen gerüttelt und geschlagen
werden. Ich bebte wie ein inmitten eines solchen gigantischen Konzerts an einen
Pfahl gebundenes Tier, ich schwitzte schrecklich, ich verspürte den Drang, mich
zu übergeben. Im gleichen Maß wie dem atmosphärischen Phänomen, das draußen
tobte, hätte ich, dessen bin ich sicher, mein Übelbefinden der schweren Nahrung
zuschreiben müssen, die ich im Übermaß und allzu hastig in mich hineingeschlungen
hatte, ohne, bis auf ein bißchen Rum, etwas dazu zu trinken; aber ich überlegte,
ob ich nicht abermals schwanger war. Mein Körper strömte einen säuerlichen Geruch
aus, wie ich ihn nie zuvor so kräftig wahrgenommen hatte; er ähnelte dem einer
umgefallenen Batterie von Akkumulatoren. ›Es kommt von dem Gewitter; das hat
mich mit Elektrizität aufgeladen‹, sagte ich mir,
›und deshalb rieche ich so stark.‹ - André Pieyre de Mandiargues, Der
Akt zwischen den Särgen.
In: A.P.M., Schwelende Glut. Frankfurt am Main 1995 (st 2466, Phantastische
Bibliothek 323, zuerst 1959)
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