Geräusch, leichtes   Plötzlich schreckte ich hoch. Mein Herz schlug rasend schnell. Ich lag da und versuchte dahinter zu kommen, was mich so erschreckt hatte. Es war mir, als hätte ich unten im Haus ein leichtes Geräusch gehört. »Da ist jemand in der Wohnung«, sagte ich laut. Ich wußte es. Ich war mir ganz sicher.

Ich holte meinen Karabiner, Kaliber 30-30, aus dem Wandschrank. Meine Hände zitterten so sehr, daß ich Mühe hatte, das Gewehr zu laden. Mehrere Patronen fielen mir herunter, ehe ich schließlich zwei reinkriegte. Meine Beine knickten immer wieder unter mir ein. Ich ging die Treppe hinunter und knipste überall das Licht an. Nichts. Niemand.

Ich hatte die Motten, und außerdem war ich auch noch suchtkrank! ›Wie lang ist es her, seit ich mir den letzten Schuß gesetzt hab?‹, fragte ich mich. Ich wußte es nicht mehr. Ich begann die ganze Wohnung nach Junk abzusuchen. In einer Zimmerecke hatte ich vor einiger Zeit in einem Loch in den Dielen ein Stück Opium versteckt. Das Opium war mir unter die Dielen gerutscht und außer Reichweite geraten. Ich hatte schon einige Male vergeblich danach gestochert.

»Diesmal krieg ichs«, sagte ich grimmig entschlossen. Mit zitternden Händen griff ich mir einen Kleiderbügel aus Draht, bog ihn zurecht und begann nach dem Opium zu angeln. Der Schweiß tropfte mir von der Nase. Ich scheuerte mir an den rissigen Bretterkanten die Haut von den Händen. »Wenn es so nicht geht, dann eben anders«, sagte ich, völlig verbiestert, und begann nach der Säge zu suchen.

Ich konnte sie nicht finden. Ich hetzte von einem Zimmer ins andere, geriet immer mehr in Rage, warf Sachen durch die Gegend und kippte Schubladen auf den Boden aus. Schluchzend vor Zorn versuchte ich die Dielen mit bloßen Händen aufzureißen. Schließlich gab ich es auf und blieb keuchend und wimmernd am Boden liegen.  - (jun)

 

Geräusch

 

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