Geräusch, kosmisches   Zehn Tage bevor er sich von der Brücke stürzte hatte sich Giuseppe vergiftet das erste Mal seit er seinen Beruf ausübte. Er hatte die vergiftete Melasse gegen den Wind gespritzt, man fand ihn halbtot hinter einer Hecke. Er hatte weit aufgerissene Augen Schaum vor dem Mund und die Zunge war geschwollen wie ein Ballon. Er delirierte im Krankenauto das ihn ins Spital brachte. Er sagte dieses Gebrumme in den Ohren nehmt es weg ich will es nicht sehen. Wer hat die Luft siedend rot angemalt? Wohin bringt ihr mich? Dieses Licht in den Augen warum bringt ihr es nicht zum Schweigen? Was ist das für ein Geruch? Bemalt ihn mit einer andern Farbe. Nein das ist nicht das Gebrumme der Fliegen, sagte er, das ist

DAS GERÄUSCH DES SICH AUSDEHNENDEN UNIVERSUMS

wie es die Inder hören. Er war während des Krieges als Gefangener in Indien gewesen.

Erklären Sie mir dieses Geräusch genau, sagte der Pfarrer von Pavona er war wahnsinnig neugierig. Ich glaube an das Geräusch des sich ausdehnenden Universums. Es ist wie die Wolken wenn sie am Himmel vorbeieilen, ich verstehe nicht, sagte der Pfarrer von Pavona, oder wie das Klirren von vielen dünnen Ketten die auf einer Wiese Hegen. Wie die Elektrizitätsdrähte wenn der Wind nicht weht oder wie die Strahlen der Sonne die durch einen sommerlichen Pappelwald dringen.

Ich höre die geheimnisvolle Silbe der Schöpfung, er hörte sie in der Luft. Er phantasierte in seinem Zimmer im Spital von Albano und sagte ich bin sicher der Mittelpunkt der Welt ist hier in der Nähe, irgendwo in der Ebene von Pavona. Der Pfarrer war sehr beeindruckt und sagte warum schreiben Sie diese Silbe die Sie in der Luft hören nicht auf ein Stück Papier?

Giuseppe hatte mit dem Bleistift in der zitternden Hand geschrieben

OM

jetzt weiß ich soviel wie zuvor, hatte der Pfarrer von Pavona gesagt.  - Luigi Malerba, Salto mortale. Frankfurt am Main 1987

Geräusch Kosmos

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