eorge
Grosz
Im «Café Größenwahn» -, denn im Anfang war das Café - fiel den dort
verkehrenden Individuen, so etwa um 1912, ein weißgepuderter Geck auf, durch
sein karriertes, auswattiertes Jackett; seinen Derbybowler und ein Spazierstöckchen,
mit dem er ab und zu gegen die leere Luft focht. Gewöhnlich saß er ganz vorn
auf der Terrasse und musterte die Passanten und die Besucher hämisch und impertinent
vom Scheitel bis zu den Socken und Stiefelabsätzen. Augenscheinlich war er jemand
vom Zirkus oder Varieté; ein stellungsuchender Clown? Oder Tanzakrobat? Oder
ein Winkelartisten-Agent?
-
Walter Mehring, Berlin Dada. Zürich 1959
George Grosz (2)
Manchmal spielen bunte Tränen Aber immer begegnen ihm Totenwagen. Er ist abergläubig - Seine Schrift regnet, Wie lange im Fluß gelegen Mysteriöse Verlorene mit Quabbenmäulern Fünf träumende Totenfahrer Aber nirgendwo ein Licht im verirrten Märchen Der Held aus dem Lederstrumpf, Sonst haßt er alle Menschen, Aber Georg Groß liebt sein Mißgeschick Und seine Traurigkeit ist dyonisisch, Kein Mensch weiß, wo er herkam; Er ist ein Meer mit verhängtem Mond, |
- Else Lasker-Schüler, nach: Lothar Fischer, George Grosz in Selbstzeugnissen
und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1976
George Grosz (3) Ich, der bedeutendste Dadanolaspieler der Gesamtheit, lege besonderen Wert darauf, dass meine Schüler in der erotalen Rhythmik sulfoganen Individualismusses ginotapide Leistungen vollbringen, die jeden ersten Sonntag Nachmittag Jedes Monates als Produktion vor der Tante zu Tage treten, die Wirkung der Ginotapiden ist der dadagonische Zustand der allgemeinen Gemeinheit, der Schüler muss aber zum Typus der Dadapathen herangezogen werden. -
Mein Lieblingsschüler ist der Dadapath Marsch. Grosz, dessen pantoidale Begabung
mir gewissermaßen ein metamusikalisches Rätsel ist, die nicht anders als durch
seine hyperse-xualität zu erklären ist. Grosz ist der typische Dadasexuelle,
die melledale Empfindung ist dadametrischste Auslösung und zugleich 175te
Potenz von Püppchen plus Gaby-Glide! Seine metamusikalische Leistung ist nebenbei
durchaus lyrisch (Grosz ist der Berlinwestamerikanische Kontra-Naturfagottist,
dessen popoistische Intensität ungemein ist) am stärksten äussert sich diese
nach dem Genusse malapotistischer Kohlrüben mit Reis in den Abendstunden von
10-1 h, ich möchte speziell auf diese näher eingehen. Ich habe neulich
in engerem Kreise meiner Schüler Dixtaturmaldadadix, Monteurdada H. u.s.w. Grosz
als Status quo vorgeführt. Er reproduzierte meine »Symphonia germanica«, als
er am Dadanola sass und interpretierte, liess er das Odeurdadaphone in Tätigkeit
treten und zwar trat dies als straff-rhythmische Beigabe in Erscheinung. Die
Wirkung war horrend, und alle ergriff Polymanie, der faconaie Zustand war erzeugt,
- stärkster Popoismus! Hier tritt also die Dadagonie ein! Demnächst werde ich
Grosz auf dem nach meinen Angaben vom Monteurdada konstruierten »Dadanolacent«
(hunderthändigen Etagenklavier mit Paternoster) mit meiner »Sonata erotica«
der Öffentlichkeit anvertrauen. Man gehe an dieser metamusikalisch-popoistischen
Begabung nicht achtlos vorbei, die von stärkster Melledalistik spricht und den
individuellen Syndikalismus deutschen Vereinswesens zur Forderung des Kulturlebens
markiert, denn Grosz wird einst als bedeutender popoistischer Dadanolaspieler
eine Rolle spielen! - Erwin Schulhoff , aus:
Peter-Klaus Schuster (Hg.), George
Grosz - Berlin New York. Ausstellungskatalog Berlin 1994
George
Grosz
(4) Wie aus einer Modezeitschrift ausgeschnitten sah er
aus... Das aschblonde Haar war tadellos geschnitten, der Scheitel so scharf
wie die Bügelfalte seines leicht übers Knie hochgezogenen Beinkleides... Das
rötliche Gesicht mit dem scharfen Profil und den blauen, mißtrauischen Augen
hätte einem deutschen Offizier gehören können. Und doch... Kein Zweifel: diesem
dezent grauen, stäubchenfreien Anzug, der etwas eng am muskulösen Körper saß,
diesem zu einem kleinen Knoten fest zusammengezogenen Seidenschlips auf dem
gestärkten Hemd, diesen schwarzblauen, fast durchsichtigen Socken, die sich
über den deutlich zur Schau gestellten Fesseln spannten, den neuen, allzu reich
mit Lochornamenten verzierten dick-sohligen schwarzen Halbschuhen - kein Zweifel,
all diesen Dingen gehörte die tiefe Liebe des Mannes, und um keinen Preis hätte
er sie gegen welche Uniform auch immer eingetauscht.
- Wieland Herzfelde, nach: Hanne
Bergius, Das Lachen DADAS.
Die
Berliner Dadaisten und ihre Aktionen.
Giessen
1989
George Grosz (5)
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