eode
Seine Gesprächspartnerin (sofern ein Mann von ein Meter siebenundachtzig
sich dieses Ausdrucks in Hinblick auf ein Wesen von nicht fünf Zentimeter Größe
bedienen darf) redete noch immer. Bis in alle Einzelheiten, obwohl in leidlich
ungenauen Wendungen, erzählte sie ihm, sie und ihre Schwestern gehörten alle
drei zu jener Art Mädchen, die man (aber wer mochte jener ›man‹ sein?)
›Steinhetären‹ nenne; seit fast zweitausend Jahren seien sie in dieser Geode
eingeschlossen, in die sie damals geeilt waren zu der Stunde, da unter den (oder
durch die) Strahlen einer schwarzen Sonne kein Dunkel herrschte. Es war ein
bedenkliches Kauderwelsch, indessen so überzeugenden Tones vorgebracht (und
die Schwatzende bot ihm ihre winzige Nacktheit dabei
so nachdrücklich dar), daß darin unschwer einiges Wahre enthalten sein mußte.
Sie sagte auch noch, durch seine Schuld, da er m seiner Dummheit die Kruste
ihrer kleinen Welt aufgebrochen habe, müßten sie sterben; aber die Emanation
der Atmosphäre im Innern einer Geode, die ›Steinhetären‹ geborgen habe, sei
tödlich für die Menschen der großen Gattung, und deshalb werde auch er sterben,
spätestens vierundzwanzig Stunden nach ihnen. - André Pieyre de Mandiargues, Die Steinhetären.
In: A.P.M., Schwelende Glut. Frankfurt am Main 1995 (st 2466, Phantastische
Bibliothek 323, zuerst 1959)
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