enerationenkonflikt   Laios holte mit seinem doppelten Stachelstab aus. Er hätte Ödipus voll und wuchtig auf den Kopf getroffen, wenn dieser nicht seinen Arm als Schild benutzt hätte. So durchschlug der Stachelstab nicht seine Schädeldecke, sondern riß das Fleisch an einer Schulter auf. Mit dem unverletzten Arm holte Ödipus den Alten von seinem Kissen herunter auf den Boden.

Nun war es Ödipus, der die Pferde antrieb, indem er ihnen den Stab in die Flanken stieß. Sie bäumten sich wiehernd auf und rissen das Gefährt mit. Der Wagenlenker suchte Halt an den Zügeln; der Diener auf dem rückwärtigen Trittbrett klammerte sich an den leeren Sitz, die andern zum Kampf anfeuernd, und der Herold kam unter die Räder, an denen er sich festzuhalten versuchte. Für einen Moment unterbrachen der Alte und der Junge ihren Kampf; sie sahen gebannt zu, wie sich der Wagen überschlug. Ein Pferd stürzte, riß das andere mit, und beide Tiere zogen Wagen und Männer über die Böschung in den Abgrund. Die Eisenteile schlugen auf den Fels, und Funken sprühten. Aus der Schlucht hallte mehrfach das Echo von Gewieher und Geschrei.

Der Kampf zwischen dem Alten und dem Jungen wurde nicht mehr mit Stachelstab und Wanderstab geführt, sondern mit Fäusten und Würgegriffen. Als der Junge den Alten am Boden hatte, drückte er ihm seine Knie in den Brustkorb, bis er nicht mehr zuckte und zitterte und seine zum Schlag erhobene Hand leblos zu Boden fiel. Dann trat Ödipus dem Alten in den Unterleib und zermatschte ihm die Hoden, denen er sein Leben verdankte.

Zurück blieb ein toter Mann, das kostbare Blut und der kostbare Stoff zu einem schmutzigen Bündel verklebt. Die Augen waren aus den Höhlen getreten. Die Halskette war gerissen, und ihre Schmucksteine lagen zerstreut auf dem Weg, auch all die Drachenzähne, die daran erinnerten, aus welcher Saat einst sein Volk hervorgegangen war. Die ersten Kolonnen von Ameisen machten sich auf den Weg, und über dem Hohlweg kreisten die Geier.  - Hugo Loetscher, Die Papiere des Immunen. Zürich 1986

Generationenkonflikt (2)

Generationenkonflikt (3)   Der erfahrene Waffenmeister Hildebrand, der als verschollen galt, kehrt zurück. Er begegnet einem jungen Helden. Dieser, der Sohn des Hildebrand, hält den bewaffneten Greis, der sich als Hildebrand ausgibt, für einen Betrüger. Nur der Kampf zwischen Vater und Sohn' kann über die Wahrheit entscheiden, so gern sähe der Sohn den Vater zurückkehren und so gern würde Hildebrand mit dem Sohn Frieden machen, daß sie beide auf den Tod kämpfen. Der Sohn ist erschlagen. Lernprozeß und Aufklärung der Situation erfolgen, während er stirbt. Es gibt also den Generationenvertrag, aber er verwirklicht sich über tödliche Irrtümer.  - (Hildebrandslied, nach:) Alexander Kluge, Die Patriotin. Texte/Bilder 1-6. Frankfurt am Main 1979
 
 

Streit Generation

 

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