Gemütsschwein (Sus Sus Comunis Schmenkel, berlinerisch: Tränentrieschke; populär: Schmenkel)
Ordnung:
Schweine
Typus:
Parasit
Familie:
Seelenschweine
Lebensraum: Warme Gegenden, Altweibersommer, Suhle.
Charakter: Dumm, frech, faul und gefräßig
Lebensweise: Infantil-symbiotisch
schmarotzend, heimlich, vorzüglich in Matriarchaten
Physiognomie: Fliehende Stirn, Stupsrüssel, Schweinsäuglein.
Haltung: Zweibeinig (bipedes), aber das ist nur vorübergehende Täuschung, gewöhnlich ist die geneigte Vierbeinigkeit, besonders vor Hosentürchen
Nahrungsaufnahme:
Saugend, lutschend
Biotop: Suhlen, ungelüftet. Empfindlich gegen frische Luft.
Verwandte Arten:
Krebs, Tränenaas, Pseudologe, Squonk, Krötensenior, Schmutzfink, Belämmerer, Befingerer, Brunnenvergifter.
Wird gelegentlich, pars pro toto, s. u., auch "Schmenkel" genannt.

Rüssel eines alten Gemütsschweins (nach Tim Flach)

Arttypische Krankheit: Morbus Schmenkel. (Wenig erforscht).
Soweit bis jetzt bekannt, handelt es sich um eine gesteigerte Art der Verhaltung. Die Vedauungsprodukte werden nicht nur verhalten, nein, sie diffundieren entgegen der sonst natürlichen Schwerkraftrichtung aus dem Darm in das Gehirn, wo sie unter einstweilen ungeklärten Umständen alsbald petrifizieren. Daß zu den äußeren Zeichen dieser Krankheit die Absonderung gallertartiger Flüssigkeiten aus den herabgesunkenen Maulwinkeln des Gemütsschweins gehören (was von weniger Informierten als menschliche Rede mißverstanden wird), ist kein bloßes Spiel der unerforschlichen Natur und widerspricht keinesfalls den Petrifizierungstendenzen, im Gegenteil. Diese gallertartige Flüssigkeit ("Gesülze") ist geradezu ein Beweis für den Petrifizierungsvorgang. Dieser ist nämlich eine Kombination aus Flüssigkeitsentzug (Gesülze!) und Wärmezufuhr, die das Gemütsschwein aus seiner Suhle absaugt.
Die Peristaltik, mittels derer dieses Amalgam dann ins Gehirn gelangt, ist einstweilen noch unerklärlich. Das soll aber nicht so bleiben.

"Schmenkel" wird in der Morologie auch als Maßeinheit für Dummheit verwendet.

Diese Krankheit ist ansteckend; ihre Erforschung ist Sache der Morologie. Sie ist gefährlich, da die Infizierten ihre Infizierung nicht bemerken, vielmehr in eine pseudologische Euphorie verfallen, an einem leichten Idiotengrinsen zu erkennen. Diese Krankheit ist einstweilen unheilbar.

Eine bisher nicht klassifizierte, unappetitliche Beziehung im Dunkel des Stalls besteht zum Frettchen

Die Natur ist pervers und macht Sprünge, sogar im Dreieck: Wenn Pfau und Wanze sich kreuzen, kommt am Ende das Gemütsschwein heraus.

Das Gemütsschwein lebt vorzugsweise in Suhlen. Es verträgt Sauerstoff nicht gut und badet gern lau, besonders im trüben Wasser, woraus es auch geboren ist. Begegnet man ihm, hält es den Kopf gesenkt, und die Schweinsäuglein sehen einen von schräg unten an. Es schnüffelt gern an Hosentürchen und Dessous und neigt dazu, zunächst aus Angst Unbekannte mit dem eigenen Kot zu beschmeißen, aber nur, wenn es beim Schmeißen meint, nicht gesehen zu werden. Wird es doch gesehen (oder sonst als dumme Sau ertappt) und dafür (für das Scheiße-Schmeißen) gezüchtigt, läßt es ein mitleiderregensollendes jämmerliches Gemüt heraushängen (Schweine sind sensibel), wovon es seinen Namen hat: "Aber meine Gefühle werdet ihr doch respektieren!".  Bei diesen Gefühlen (die anderer Lebewesen sind ihm egal) handelt es sich in erster Linie um Neid und Haß. Schon G. Benn sagte nach dem 2. Weltkrieg über die Deutschen: "Erst benehmen sie sich wie die Schweine, dann wollen sie geliebt werden". Daher der Name Gemütsschwein (manche sagen, unwissenschaftlich, auch 'Schwindelschwein' oder, mit einem ungehörigen Ausdruck, wegen der Neigung des Gemütsschweins zu Mutterschweinen und männlichen Hosentürchen, 'schwules Schwein').

Das Gemütsschwein ist bestrebt, alle seine Umfelder in Suhlen zu verwandeln: Familie, Arbeitsplatz, am liebsten gleich die ganze Welt. Besonders gern suhlt es sich in Musik, von der es allerdings, wie von allem anderen auch, nichts versteht. Wird es in seinem Suhlen gestört, wird es sehr bösartig, stänkert, quiekt wütend, scheißt in alle Ecken, und beißt, vorzugsweise von hinten.

Beim Gezüchtigtwerden (z. B. Tritten in die empfindliche Schnauze) stößt es eigentümliche Laute aus, die Musik-Laien an Schuberts Winterrreise erinnert haben: Verständlich, da das Gemütsschwein laue Temperaturen bevorzugt. Soll heißen: "Ihr werdet doch meine GEFÜHLE respektieren!" (Das Gemütsschwein stellt sich vor, es habe "Gefühle" anstelle des Verstands der anderen; die haben also keine Gefühle, deshalb braucht es sie auch nicht zu respektieen. Das Gemütsschwein hält sich für einen Menschenhkenner, der nicht mit dem bösen Verstand, sondern mit seinen lieben Gefühlen die lieben Mitschweine verstelt; Dummheit ist allerdings definiert als "eine gewisse Unempfindlichkeit", die nun wieder die Aufnahmefähigkeit für fremde Schwingungen verhindert; was das Gemütsschwein da "versteht", sind bloße Projektionen der eigenen Wünsche und Ängste. Sein "Menschenverstehen" ist lediglich eine Kulisse, - von mehreren möglichen - die es sich und anderen vor seine eigene Schweinedummheit schiebt.) - In Wirklichkeit sind diese vermeintlichen Gemütsschubertklänge ein ganz gewöhnliches, leicht gedehntes, ganz von unten kommendes Grunzen. ["Schweine, die ihr Gemüt - ihre 'Gefühle' - heraushängen, sollen darauf geschlagen werden, mit Dachlatten", sagt der Volksmund; es seien Erpresser-Schweine.]
Diese mitleidheischende Schweinerei wird auch "Belämmerung"  genannt, der Sprache - wie der Natur - ist wirklich alles zuzutrauen. Andere nenen sie "Druck auf die Gemütstube". Wer auf die "Belämmerung" hereinfällt, wird "Trottel" genannt.

Es hat von Geburt ein Loch in der kurzen wenn auch stumpfen Nase, durch welches leicht ein Strick gezogen werden kann. An diesem Strick wird das Gemütsschwein dann von anderen, ein bißchen schlaueren, Schweinen gezogen, in Himmelsrichtungen, für die es eigentlich nicht gemacht ist. Dann heben wieder die schon angeklungenen eigentümlichen mitleiderregenden Laute an, und es finden sich Schweine, denen diese mitleiderregenden Laute Eindruck machen und die darin einstimmen. So entsteht der Katzenjammer, der fälschlicherweise mit den Katzen in Zusammenhang gebracht wird.

Die Ernährung des Gemütsschweins ist bisher weitgehend rätselhaft. Es sät nicht, es erntet nicht, und wird doch dick und fett. Was man bisher beobachtet hat, ist ein lutschend-schmarotzendes Verhalten, besonders zur nächsten Umgebung. Es scheint sich um eine Art immaterielles Gemüts-Lutschen zu handeln (vgl. Gemütsschwein-Kommunikation).
Es saugt an seinem Wirtstier, und sobald es gesättigt ist, kann es das Wasser nicht halten und bepißt das Wirtstier. Dieses nennen wir die säuische Unverschämtheit.

Eine Unterart des Gemeinen Gemütsschweins ist das Aufgeblasene Gemütsschwein. Durch seine aufgeblasene Hohlheit entsteht ein spezieller Resonanzboden, der den eigentümlichen Mitleidslauten des Gemütsschweins besondere Schwingungen verleiht, von denen dann andere Schweine auf eine kuriose Art sich angesprochen fühlen, was ihnen aber nicht bekommt. Durch diesen Resonanzboden, der offenbar die Schweinedummheit affiziert, kann das Gemütsschwein Unheil anrichten. Wenn es dabei erwischt wird (s. o.), stößt es wieder die bekannten Winterreise-Laute aus und verschwindet im Unterholz, und die Idioten-Schweine müssen die angerichtete Gemütsschwein-Scheiße selber fressen.

Auch sein Fleisch ist ungenießbar, wahrscheinlich deshalb, weil es die eigenen Exkremente frißt. Frißt jemand trotzdem vom Fleisch des Gemütsschweins, wie auch immer zubereitet, (mit Vorzimmer-Kirsch z. B.) petrifiziert der Gehirninhalt des betreffenden Fressenden sofort und für alle Zeiten, er "hat fertig", wie die Schweineforscher sagen.

Gleichwohl hat das Gemütsschwein eine innige Beziehung zum Küchenpersonal, das gehört zu den Geheimnissen der Natur. Es wurde auch schon bei Küchenpersonal-Festen gesichtet. Wäre es nicht unter die Schweine zu rechnen, man müßte Masochismus diagnostizieren (und damit das Gemütsschwein unter die Menschen rechnen), jedenfalls Dummheit und Geltungsbedürfnis.

Das Gemütsschwein, vor allem die Unterart des Aufgeblasenen Gemütsschweins, hat eine besondere Fixierung auf Muttersäue. Vielleicht deshalb zeigt die von ihm gezeugte maskuline Nachkommenschaft einen femininen Zug. Das ist aber nur ein Gedanke.

Wird das Gemütsschwein allzuvielem Sauerstoff ausgesetzt, schrumpft es unter furzenden Lauten und mutiert zum rachsüchtigen Brunnenvergifter; es bleibt oft für Jahre dem Sauerstoffzuführenden sehr anhänglich, bis zur Lästigkeit.

Ebensowenig erforscht ist bisher die Verwandtschaft des Gemütsschweins mit der Kröte, die Natur macht viele Sprünge. Es gibt mindestens ein Indiz: Im Zustand der gemütlichen Erregung ist an der Halsseite des Gemütsschweins ein Pochen zu beobachten wie bei den Kröten. Der entsprechende krötenmäßige Blick und die ähnliche Körperhaltung sind bislang ebenfalls noch nicht ausreichend erforscht.

Dafür steht aber ein Forschungsbericht über das bislang rätselhafte Kommunikationsverhalten des Gemütsschweins nahe bevor, das gewiß Aufschluß geben wird.

Vor dem Abgestochenwerden quiekt es erbärmlich.

Die Erforschung des Gemütsschweins (vor allem seines bewegten Lebens, s. u. erste Bilder) hat gerade erst begonnen, weitere Entdeckungen stehen kurz bevor. - (cel)

Schmenkel aufgeblasen

Schmenkel a. d. 2. Blick

Schmenkel in Lebensgröße

Gemütsschwein (auf den ersten Blick, aufgeblasen) Gemütsschwein (auf den zweiten Blick)

Gemütsschwein real
(gemessen)


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VB
SchmenkelSquonk
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