emüsegarten
In der Nacht vom dreizehnten auf den vierzehnten wurde das Dorf
Béon — zwischen Culoz und Talissieu, am Fuß des Colombier, drei Kilometer
von Mirastel - besucht und geplündert. Frevelhafte Hände schoren blühende Obstbäume.
Allerlei Getier, das unter freiem Himmel nächtigte, verschwand ohne Spuren zu
hinterlassen. Endlich aber, und schlimmer als dies — eine Frau, die ein ungewöhnliches
Geräusch in ihren Gemüsegarten gelockt hatte, kehrte nicht zurück und erfuhr
das gleiche Schicksal wie die Zweige und die Tiere. Sie wiederzufinden war
unmöglich. - Maurice Renard, Die
blaue Gefahr. Frankfurt am Main 1989 (st 1596, Phantastische Bibliothek
225, zuerst
1911)
Gemüsegarten (2) Die beiden alten Damen waren in ihrem Gemüsegarten, der sich, von einer weiten Mauer umfriedet, hinter dem Haus erstreckte. Ich kletterte auf den Rücken des Pferdes, und da bot sich mir ein überraschender Anblick: Die Fräulein Cunningham-Jones, beide mit einer riesigen Peitsche bewaffnet, schlugen auf die Gemüsepflanzen ein und schrien: »Man muss leiden, um in den Himmel zu kommen. Wer keine Korsetts trägt, wird nie dorthin gelangen.«
Die Gemüsepflanzen kämpften ihrerseits miteinander, und die größeren unter ihnen warfen die kleineren mit wütendem Geschrei auf die Ladys.
»So ist das immer«, murmelte das Pferd. »Die Gemüsepflanzen müssen um der Gesellschaft willen leiden. Gleich wirst du sehen, wie sie eine für dich ausrupfen - eine, die für die Sache ihr Leben lassen wird.«
Die Gemüsepflanzen machten nicht den Eindruck, als seien sie davon begeistert,
einen ehrenvollen Tod zu sterben, doch die Ladies waren stärker. - (
wind
)
Gemüsegarten (3) Eine verheiratete
und zwar ehrbare Frau trat auf und bekundete nach Form Rechtens: „Hinter dem
Hause," sagte sie, „habe ich einen Garten, und daran stößt der meiner Nachbarin.
Als ich nun eines Tages bemerkt hatte, daß aus dem Garten der Nachbarin nach
meinem Gemüsefelde nicht ohne meinen Schaden herübergegangen würde, kam plötzlich,
während ich in der Tür zum Gemüsefelde stand und mich bei mir selbst beklagte
und ärgerte, sowohl über das Herübergehen als auch über den Schaden, die Nachbarin
herzu und fragte, ob ich sie im Verdachte hätte? Aber erschrocken wegen ihres
schlechten Rufes brachte ich nichts weiter vor als die Worte: „Die Schritte
im Grase zeigen den Schaden". Da entfernte sie sich unwillig, weil ich
mich, wie sie es vielleicht gern gesehen hätte, nicht in Streitereien mit ihr
einlassen wollte, mit einem Gemurmel. Ich konnte aber
die Worte, die sie ausstieß, nicht verstehen, wiewohl ich sie hörte. Nach wenigen
Tagen aber befiel mich eine gewaltige Krankheit mit Bauchschmerzen und sehr
heftigen Stichen von der linken Seite nach der rechten und umgekehrt, als wenn
zwei Schwerter oder Messer in meine Brust geheftet seien; und so störte
ich Tag und Nacht durch mein Schreien alle meine übrigen Nachbaren. Während
diese zusammenströmten, mich zu trösten, trat es sich, daß ein Töpfer, der die
vorerwähnte Nachbarin und Hexe in ehebrecherischer Schandtat zur Geliebten
hatte, in gleicher Weise besuchsweise herbeikam und nach Worten des Trostes,
da er mit meiner Krankheit Mitgefühl hatte, sich entfernte. Am folgenden Tage
jedoch kam er wieder und bemerkte unter anderen Trostesworten: „Ich
will ein Experiment machen, ob Euch diese Krankheit infolge einer Behexung zugestoßen
ist. Wenn es sich als derlei herausstellt, werde ich Euch die Gesundheit wiederverschaffen."
Er nahm also Blei, schmolz es und goß es, während ich im Bette lag,
in eine Schüssel voll Wasser, die er auf meinen Körper stellte; und als aus
dem erstarrten Blei ein Bildnis und Figuren verschiedener Dinge erschienen waren,
sagte er: „Siehe, infolge von Behexung hat Euch diese Krankheit getroffen, und über der
Schwelle der Haustür ist ein Teil der Werkzeuge der Behexung enthalten. Wir
wollen also hingehen; und wenn sie beseitigt sind, werdet Ihr Euch besser fühlen". So
ging mein Mann mit ihm zugleich hin, um das Hexenmittel wegzunehmen; und indem
der Töpfer die Schwelle heraushob, hieß er den
Gatten die Hand in die
Grube stecken, die sichtbar ward, und
herausholen, was immer er fände.
Das tat er
auch. Zuerst nämlich zog er ein gewisses
wächsernes Bildnis in der Länge eines Handtellers heraus, welches
überall durchbohrt war und zwei durch die Seiten gegeneinander
(gestochene) Nadeln hatte, in der Art, wie ich selbst die Stiche von der linken
bis zur rechten und umgekehrt verspürt hatte; dann verschiedene Stücken Zeug,
die sehr viel Dinge enthielten, sowohl an Körnern als auch an Samen und Knochen.
So wurde ich, nachdem das ins
Feuer geworfen worden war, wieder gesund; aber doch nicht ganz." -
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris, Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik,
zuerst 1487)
|
||
|
||