Ich kann, der Erfahrung an mir selbst gemäß, der Vorschrift nicht beistimmen: »man soll Kopf und Füße warm halten«. Ich finde es dagegen geratener beide kalt zu halten (wozu die Russen auch die Brust zählen); gerade der Sorgfalt wegen, um mich nicht zu verkälten. — Es ist freilich gemächlicher im laulichen Wasser sich die Füße zu waschen, als es zur Winterszeit mit beinahe eiskaltem zu thun; dafür aber entgeht man dem Übel der Erschlaffung der Blutgefäße in so weit vom Herzen entlegenen Teilen, welches im Alter oft eine nicht mehr zu hebende Krankheit der Füße nach sich zieht. - Den Bauch, vornehmlich bei kalter Witterung, warm zu halten, möchte eher zur diätetischen Vorschrift statt der Gemächlichkeit gehören; weil er Gedärme in sich schließt, die einen langen Gang hindurch einen nicht flüssigen Stoff forttreiben sollen, wozu der sogenannte Schmachtriemen (ein breites, den Unterleib haltendes und die Muskeln desselben unterstützendes Band) bei Alten, aber eigentlich nicht der Wärme wegen, gehört.
Lange oder (wiederholentlich, durch Mittagsruhe) viel schlafen ist freilich
ebensoviel Ersparnis am Ungemache, was überhaupt das Leben im Wachen unvermeidlich
bei sich führt, und es ist wunderlich genug sich ein langes Leben zu wünschen,
um es größtenteils zu verschlafen. Aber das, worauf es hier eigentlich
ankömmt, dieses vermeinte Mittel des langen Lebens, die Gemächlichkeit,
widerspricht sich in seiner Absicht selbst. Denn das wechselnde Erwachen
und wieder Einschlummern in langen Winternächten ist für das ganze Nervensystem
lähmend, zermalmend und in täuschender Ruhe krafterschöpfend:
mithin die Gemächlichkeit hier eine Ursache der Verkürzung des Lebens.
- Das Bett ist das Nest einer Menge von Krankheiten.
- Immanuel Kant: Von der Macht des Gemüts, durch den
bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu sein. In (
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