eldverdienen  Von säuerlichen Rülpsern unterbrochen, kippte Lord den Rest der Flasche in sich hinein. Seine Augen waren glasig, etwas wie Weltschmerz überzog sein aufgedunsenes Gesicht. Von sabbernden Rülpsern unterbrochen begann er, irgendein unverständliches Kauderwelsch vor sich hin zu philosophieren. Vergeblich versuchte ihm Mitch nahezulegen, daß er sich umziehen müsse, wenn sie noch mit den Mädels ausgehen wollten.

»Ach, halt's Maul«, grunzte er. »Hier ist mein Arsch, siehste?!« Er schlug sich bei diesen Worten auf die Hinterbacken. Dann packte er unvermittelt Mitchs Zeigefinger. »Und das hier, das ist der gottverdammte Rest der Welt. Die ganze Welt, die nur drauf wartet, den armen, besoffenen Winnie Lord in den Arsch zu ficken!«

Seine Stimme wurde brüchig. Schluchzer schüttelten ihn. Doch dann gewann er wieder die Kontrolle über sich und stierte auf Mitchs Zeigefinger.

»Aber was tu ich? Ha? Was tut der arme Winnie Lord? Ich sag dir's, was er tut. Er beißt das Drecksdings, diesen kackigen Schwanz ganz einfach ab!"

Blitzschnell hatte er Mitchs Zeigefinger in seinen Mund geschoben und zugebissen. Mitch versuchte krampfhaft, seinen Finger zu befreien. Doch Lord hatte Bärenkräfte. Sie balgten sich im Zimmer herum, stolperten über Möbelstücke und fielen fast aus dem Fenster hinaus. Schließlich öffnete Lord seine Kinnladen und stieß ein dreckiges Lachen aus. »Mein Gott, bist du ein dämlicher Arschficker!« Bißspuren waren zwar keine am Finger - aber er war umgeknickt worden und schmerzte. Und dafür war Mitch Lord sonderbarerweise irgendwie dankbar.

Es befreite ihn nämlich auch vom letzten Rest der Gewissensbisse darüber, daß er Lord um ganze dreiunddreißigtausend Dollar erleichtert hatte. Das Geld hatte er sich jetzt tatsächlich verdient.    - Jim Thompson, Texas an der Kehle. Berlin, Frankfurt am Main 1988