Geldtäschchen    Da ist der späte Nachmittag, die Müdigkeit, weil man die Zeit in den Kaffeehäusern vertan hat, über der Lektüre von Tageszeitungen, die immer dieselbe Zeitung sind, und da ist etwas wie ein Bierdeckel, der einem leicht auf die Magengegend drückt. Man ist verfügbar für alles Erdenkliche, man könnte in die schlimmsten Fallen des Müßiggangs und der Verlassenheit tappen, und mit einemmal öffnet eine Frau ihr Geldtäschchen, um einen Cafe-crème zu bezahlen, die Finger spielen einen Augenblick mit dem wie immer nicht ganz perfekten Verschluß des Täschchens. Man hat den Eindruck, daß der Verschluß den Zugang zum Haus eines Tierkreises versperrt und daß, sobald die Finger der Frau entdecken, wie die feinen goldenen Stäbchen sich bewegen lassen, und mit einer kaum wahrnehmbaren halben Drehung der Verschluß aufspringt, eine plötzliche Erscheinung die vom Pernod und der Tour de France berauschten Gäste blenden wird oder vielmehr sie verschlingen wird, ein Trichter aus violettem Samt wird die Welt aus den Angeln heben, der ganze Luxembourg, die Rue Soufflot, die Rue Gay-Lussac, das Café Capoulade, der Brunnen der Médicis, die Rue Monsieur-le-Prince, alles wird er einschlürfen in einem letzten Gurgeln, das nichts übriglassen wird als einen leeren Tisch, das offene Geldtäschchen, die Finger der Frau, die eine Hundertfrancmünze hervorholen und sie Père Ragon reichen.    - (ray)
 

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Geldbeutel

 

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