eld,
fliehendes
»Was willst du«, sagte sie mir lachend, »das Geld flieht mich. Jetzt ist
übrigens alles verloren. Ein einziges Mal befand ich mich im Besitz von fünf-undzwanzigtausend
Francs, die mir mein Freund zurückgelassen hat. Man hat mir versichert, daß
ich sie. leicht in wenigen Tagen verdreifachen könnte, wenn ich sie in La Haye
gegen Kokain eintauschte. Man hat mir weitere fünfunddreißigtausend Francs anvertraut,
die für denselben Zweck bestimmt waren. Das Geschäft hat sich tadellos abgewickelt.
Zwei Tage später nahm ich fast zwei Kilo von der Droge in meiner Tasche mit.
Die Reise verlief unter den besten Bedingungen. Doch als ich aus dem Zug ausstieg,
hörte ich eine Stimme, die mir sagte: Du wirst nicht durchkommen. Kaum war ich
auf dem Bahnsteig, als ein mir völlig unbekannter Herr auf mich zuging. >Pardon,
sagte er zu mir, habe ich wohl die Ehre, mit Mademoiselle D ... zu sprechen?
-Ja, aber verzeihen Sie, ich weiß nicht... - Das hat keine Wichtigkeit, Mademoiselle,
hier ist meine Karte<, und er führte mich auf die Wachstube. Dort fragte
man mich, was ich in meiner Tasche habe. Ich sage es natürlich und öffne sie.
So ist es. Man hat mich am selben Tag auf Intervention eines Freundes namens
G ..., Rechtsanwalt oder Richter, freigelassen . .. Man hat mich nichts mehr
gefragt, und ich habe vor Erregung anzugeben vergessen, daß nicht alles in meiner
Tasche war, daß man auch unter meinem Hutband noch hätte nachschauen müssen.
Aber was dort zu finden war, hätte sich nicht gelohnt. Ich habe es für mich
behalten. Aber ich schwöre dir, daß ich damit längst aufgehört habe.« Jetzt
zerknittert sie in ihrer Hand einen Brief; sie zeigt ihn mir. Er stammt von
einem Mann, den sie eines Sonntags am Ausgang des Theätre-Fran£ais kennengelernt
hat. Es muß ein Beamter sein, da er mehrere Tage brauchte, um ihr zu schreiben,
und es erst am Beginn des Monats getan hat. Sie könnte ihm sofort telephonieren,
ihm oder irgendeinem anderen, aber sie entscheidet sich nicht dazu. Es ist zu
gewiß, daß das Geld sie flieht. Ich erkundige mich nach der Summe, die sie dringend
benötigt: fünfhundert Francs. Da ich sie nicht bei mir habe, biete ich ihr an,
sie ihr am nächsten Tag zu bringen. Ihre ganze Unruhe ist zerstreut. Ich freue
mich noch einmal an der köstlichen Mischung von Leichtigkeit und Inbrunst. Ehrfurchtsvoll
küsse ich ihre sehr hübschen Zähne, und nun, langsam, ernst, das zweitemal ein
paar Töne höher als das erstemal: »Die Kommunion findet schweigend statt.,.
Die Kommunion findet schweigend statt.« Weil, erklärt sie mir, dieser Kuß in
ihr den Eindruck von etwas Heiligem hinterlaßt, wo »die Zähne
die Stelle der Hostie einnehmen«. - (nad)
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