Gelächter, diabolisches  Der Gesandte der Vereinigten Staaten selbst legte seinen Revolver an und rief dem Geist zu, wie die kalifornische Etikette es fordert, die Hände hochzuheben. Der Geist sprang mit einem wilden Schrei des Zorns auf seine Füße, fuhr durch sie hindurch wie ein Dunst, löschte Washington Otis' Kerze aus, als er an ihm vorüberkam, und ließ sie alle in völliger Finsternis zurück. Als er oben an der Treppe anlangte, verschnaufte er ein wenig und beschloß sofort, sein berühmtes diabolisches Gelächter auszustoßen. Dies hatte er bei mehr als einer Gelegenheit sehr brauchbar gefunden. Man sagte, daß daraufhin Lord Rakers Perücke in einer einzigen Nacht grau geworden sei, und es ist gewiß, daß drei französische Gouvernanten der Lady Canterville noch vor der Zeit den Dienst aufgesagt haben. So erklang denn sein diabolisches Gelächter, bis das alte Gewölbe davon widerhallte; aber kaum schwieg das fürchterliche Echo, als eine Tür aufging und Mrs. Otis in einem leichten blauen Morgenmantel auf ihn zutrat. «Es tut mir leid, aber Sie sind nicht gesund», sagte sie. «Ich bringe Ihnen da eine Flasche von Dr. Dobells Tinktur. Ist es schlechte Verdauung, so werden Sie kaum eine bessere Medizin finden.» Der Geist starrte sie voll Wut an und begann sofort Vorbereitungen zu treffen, sich in einen großen schwarzen Hund zu verwandeln, eine Fähigkeit, derentwegen er gerechterweise berühmt war und welcher der Arzt der Familie Canterville den bleibenden Schwachsinn des Onkels von Lord Canterville, Hon. Thomas Horton, zuschrieb. Sich nähernde Schritte jedoch ließen ihn innehalten in seinem grausamen Beginnen, und so gab er sich damit zufrieden, leicht phosphoreszierend zu werden und mit einem tiefen Kirchhofwimmern zu verschwinden- Oscar Wilde, Das Gespenst von Canterville, in: O. W., Lord Arthur Saviles Verbrechen. Stuttgart 1984 (Bibliothek von Babel 30, Hg. Jorge Luis Borges)

Gelächter, diabolisches (2)  Geht man, bei der Auffassung der Welt, vom Dinge an sich, dem Willen zum Leben, aus; so findet man als dessen Kern, als dessen größte Koncentration, den Generationsakt: dieser stellt sich dann dar als das Erste, als der Ausgangspunkt: er ist das punctum saliens [der springende Punkt] des Welteies und die Hauptsache. Welch ein Kontrast hingegen, wenn man von der als Erscheinung gegebenen, empirischen Welt, der Welt als Vorstellung, ausgeht! Hier nämlich stellt jener Akt sich dar, als ein ganz Einzelnes und Besonderes, von untergeordneter Wichtigkeit, ja, als eine verdeckte und versteckte Nebensache, die sich  nur einschleicht, eine paradoxe Anomalie, die häufigen Stoff zum Lachen giebt. Es könnte uns jedoch auch bedünken, der Teufel habe nur sein Spiel dabei verstecken wollen: denn der Beischlaf ist sein Handgeld und die Welt sein Reich. Hat man denn nicht bemerkt, wie illico post coitum cachinnus auditur Diaboli? [man gleich nach dem Beischlaf das schallende Gelächter des Teufels hört?] welches, ernstlich gesprochen, darauf beruht, daß die Geschlechtsbegierde, zumal wenn, durch Fixiren auf ein bestimmtes Weib, zur Verliebtheit koncentrirt, die Quintessenz der ganzen Prellerei dieser nobeln Welt ist; da sie so unaussprechlich, unendlich und überschwänglich viel verspricht und dann so erbärmlich wenig hält.  - (schop)
 
 

Teufel Gelächter

 

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