eistin

Geistin


Eine Geistin ist dieses, die im Leben einst ganz
Einzig gelebt hat für Spiel und für Tanz;
Sie hatte kein Herz, hat auch keins gekannt
Als das Herz auf der Karte, Cœur Aß benannt.
In den Spiel- - in den Tanzsaal - in den Betsaal doch nie
Trugen die luftigen Füße sie.
Nach dem Tode ein Luftgeist, in Lüften stumm,
Wirbelt sie ohne Tänzer herum.
Sie wirbelt im Regen, sie wirbelt im Schnee,
Oft hört man im Sturmwind sie rufen: «Weh! weh!«

- (ker)

Geistin (2) »Eure erste Frau wurde zum Geist und weiß alles, was Ihr tut«, erklärte der Meister. »Was immer Ihr tut oder sagt, was immer Ihr Eurer Geliebten gebt, sie weiß es. Sie muß ein sehr weiser Geist sein. Fürwahr, Ihr solltet solch einen Geist bewundern. Wenn sie das nächste Mal erscheint, macht einen Handel mit ihr aus. Sagt ihr, daß sie so viel weiß, daß Ihr nichts vor ihr verbergen könnt, und daß Ihr Eure Verlobung brechen und ledig bleiben werdet, wenn sie Euch eine Frage beantworten kann.«

»Was ist das für eine Frage, die ich ihr stellen muß?« fragte der Mann.

Der Meister erwiderte: »Nehmt eine gute Handvoll Bohnen und fragt sie nach der genauen Zahl der Bohnen in Eurer Hand. Wenn sie es Euch nicht sagen kann, so werdet Ihr wissen, daß sie nur eine Ausgeburt Eurer Phantasie ist, und sie wird Euch nicht länger stören.«

Als der Geist der Frau in der nächsten Nacht erschien, schmeichelte der Mann ihr und sagte, daß sie alles wisse.

»In der Tat«, antwortete der Geist, »und ich weiß, daß du heute bei jenem Zen-Meister warst.«

»Und da du so viel weißt«, forderte der Mann, »sag mir, wie viele Bohnen ich in meiner Hand halte.«

Da war kein Geist mehr, um diese Frage zu beantworten. - Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein. München und Zürich 1983



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