Geistergespräch   Von all den Zimmern war der Salon derjenige, welcher nun in die intensivste Haltung gespannter Erwartung verfiel ».. . Du hättest älter als alle deine Brüder anstatt jünger sein sollen, Frau.« Die Worte entströmten einer bleichen, stofflosen Hülle in der Luft, einer Hülle, die der abgestreiften Haut einer Schlange oder der noch zerbrechlicheren Haut eines Wassermolchs glich, durchscheinend und doch welk, eine Form, ein Umriß, eine menschliche Durchsichtigkeit, die sich gegen die Dunkelheit über dem großen Sessel links vom Kamin abzeichnete. Die Worte waren beinahe so schwach wie das subhumane Atmen der Pflanzen im Wintergarten. Sie waren wie das Knarren von Stühlen, Stunden nachdem die Leute das Zimmer verlassen haben. Sie waren wie das Ächzen eines toten Ästchens in einem unbegangenen Gebüsch am Rande eines verlassenen Gartens. Sie waren wie das Säuseln des Windes in einem verfallenen Glockenturm, einem Glocken-türm ohne Glocke oder Balustrade, nackt im regnerischen Himmel, weiß vom Kot der Dohlen und Stare, ohne Erinnerung an seine Vergangenheit, ohne eine Zukunft außer der des namenlosen Zerfalls. Sie waren wie die in einem verfallenen Hof geflüsterten Worte, wo Wasser aus zerbrochenen Zisternen trostlos auf düstere Steine fällt, während ein formloses Trugbild mit einem anderen formlosen Trugbild bei Einbruch der Nacht Zwiesprache hält. Sie waren wie das Gemurmel vergessener, wurmzerfressener Bretter,  die am Grunde eines dunklen, raschen Baches liegen, Bretter, die einmal die moosigen Speichen einer alten Wassermühle waren und in ihren Tagen den Glanz so manch einer Morgensonne eingefangen haben, nun aber selbst für Wasserratten fast nicht mehr wahrnehmbar sind. Kaum waren diese Worte geäußert, als ein menschlicher Schattenriß, der dem Schatten des Pfarrers gegenübersaß, eine bittere Erwiderung machte.

»Ein greulicher Feigling, das bist du, William Crow, und bist es immer gewesen; doch wenn du je nach meinem Tod dein Geld jemand anderem als meinem Sohn Philip vermachst, werde ich dich mit einer Strafe züchtigen, die wüster ist als die Gottes!»

Während diese Worte von der fahlen Erscheinung geäußert wurden, traten ihre Gesichtszüge, die von einer garstigen Bleiche und schrecklich ausgezehrt waren, aschgrau hervor; doch zum Abschluß, während sie gerade »die wüster ist als die Gottes« herausschrie, blieb keine Spur ihrer Gesichtszüge mehr sichtbar.

Der andere fahle Geist im Sessel gegenüber verblich auch bald, obwohl ein hauchdünner Abglanz seiner Identität die ihre zwei oder drei Sekunden lang überlebte. - (cowp)

Geister Gespräch

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